Selbstüberschätzung bei Autofahrern
24 Februar, 2022
Wie ist die Selbsteinschätzung bei Autofahrern? Selbstkritik ist bei Autofahrern keine weit verbreitete
Eigenschaft. Es ist eher die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, die ein sehr verbreitetes Phänomen ist. Damit geht gleichzeitig ein Unterschätzen von Unfallgefahren einher, wie der Verkehrspsychologe bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), Dr. Hardy Holte, aus Erfahrung weiß. Deshalb warnt er, gemeinsam mit anderen Fachleuten, vor der gefährlichen Selbstüberschätzung - gerade am Steuer.
"Selbstüberschätzung kommt vor dem Unfall", könnte man sagen. Oder mit den Worten der Verkehrspsychologen ausgedrückt: Die Überbewertung eigener Kompetenz am Steuer und die Unterbewertung bis zur Bagatellisierung von Unfallgefahr sind tatsächlich sehr häufige Phänomene beim Autofahren. Zu einer derart verzerrten Wahrnehmung kann es leicht kommen, wie Dr. Holte erläutert, wenn Autofahrer bislang noch keinen Unfall verursacht haben und ihnen alle - insbesondere riskante - Fahrmanöver gelungen sind. Dann resultiert bei den Betroffenen aus solchen Erlebnissen vielfach die Überzeugung, selbst ein Teufelskerl von Autofahrer zu sein, statt die Einsicht, nur dank Fortuna noch einmal davongekommen zu sein.
So führt ein Mangel an Selbstkritik bzw. Selbsterkenntnis am Ende zu gefährlicher Selbstüberschätzung. Derartiges geschieht nach den Erfahrungen der Fachleute vor allem auch dann, wenn das eigene Urteil und die Wahrnehmung von Geschwindigkeiten und Entfernungen etwa durch Alkohol, Drogen oder Müdigkeit "getrübt" sind, wie Dr. Holte erklärt. Typisch dafür ist die leider viel zu häufig vorkommende Situation, dass eine Person am Steuer eigentlich viel zu müde zum Fahren ist, aber anstatt eine Erholungspause einzulegen, weiterfährt - in der Überzeugung, noch alles im Griff bzw. Blick zu haben.
Wie oft das nicht zutrifft, belegen die vielen Verkehrsunfälle infolge Sekundenschlafs oder Übermüdung. Nach Angaben des Autoclubs ADAC kam es im Jahr 2020 zu 1.448 Unfällen mit Verletzten oder Toten durch übermüdete Fahrer.
Ein weiteres höchst bedenkliches Urteil über Fehleinschätzungen von Kraftfahrern fällt der Psychologe Klaus Peter Kalendruschat vom TÜV Nord: "Übermäßiges Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben vor allem diejenigen, die am wenigsten Grund dazu haben", stellt der Experte gegenüber der Saarbrücker Zeitung fest.
Er bringt die Tendenz zur Selbstüberschätzung knapp auf den Punkt mit der Feststellung:
Schlechte Autofahrer halten sich häufig für die besten. Und die sind zudem in der Regel noch fest davon überzeugt, dass die anderen alle unfähig sind.
Die Ursachen für diese falsche Selbstwahrnehmung haben die Psychologen Justin Kruger und David Dunning von der Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat New York untersucht. Sie kamen dabei zu dem Resultat, dass man offenbar bestimmte Fähigkeiten als Voraussetzung dafür benötigt, um die eigenen Fähigkeiten überhaupt realistisch beurteilen zu können.
Dieses Phänomen ist inzwischen als Dunning-Kruger-Effekt Stand der Wissenschaft:
Demnach erkennt man eigenes Unvermögen umso schlechter, je weniger man sich auf einem Gebiet auskennt. Oder andersherum: Inkompetente Menschen überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten auffällig oft, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Beim Autofahren sei der Dunning-Kruger-Effekt besonders ausgeprägt, warnt TÜV-Nord-Psychologe Kalendruschat. Denn diese Fertigkeit verbinde man mit Autonomie und Erwachsenwerden, begründet er seine These. Im Sinne der allgemeinen Verkehrssicherheit dürfe man die an Selbstüberschätzung leidenden Menschen jedoch nicht in ihrem Irrglauben lassen, meint der Experte, weil die falsche Einschätzung der eigenen Fähigkeiten am Steuer die Risikobereitschaft steigert. Kalendruschat hält es deshalb für sinnvoll, Kraftfahrern die Einsicht zu vermitteln, dass in vielen kritischen Situationen auch die besten Fahrkünste nichts mehr helfen. Denn wer sich dies bewusst macht, fährt vorsichtig und vorausschauend, meint der Psychologe. mid/arei
"Selbstüberschätzung kommt vor dem Unfall", könnte man sagen. Oder mit den Worten der Verkehrspsychologen ausgedrückt: Die Überbewertung eigener Kompetenz am Steuer und die Unterbewertung bis zur Bagatellisierung von Unfallgefahr sind tatsächlich sehr häufige Phänomene beim Autofahren. Zu einer derart verzerrten Wahrnehmung kann es leicht kommen, wie Dr. Holte erläutert, wenn Autofahrer bislang noch keinen Unfall verursacht haben und ihnen alle - insbesondere riskante - Fahrmanöver gelungen sind. Dann resultiert bei den Betroffenen aus solchen Erlebnissen vielfach die Überzeugung, selbst ein Teufelskerl von Autofahrer zu sein, statt die Einsicht, nur dank Fortuna noch einmal davongekommen zu sein.
So führt ein Mangel an Selbstkritik bzw. Selbsterkenntnis am Ende zu gefährlicher Selbstüberschätzung. Derartiges geschieht nach den Erfahrungen der Fachleute vor allem auch dann, wenn das eigene Urteil und die Wahrnehmung von Geschwindigkeiten und Entfernungen etwa durch Alkohol, Drogen oder Müdigkeit "getrübt" sind, wie Dr. Holte erklärt. Typisch dafür ist die leider viel zu häufig vorkommende Situation, dass eine Person am Steuer eigentlich viel zu müde zum Fahren ist, aber anstatt eine Erholungspause einzulegen, weiterfährt - in der Überzeugung, noch alles im Griff bzw. Blick zu haben.
Wie oft das nicht zutrifft, belegen die vielen Verkehrsunfälle infolge Sekundenschlafs oder Übermüdung. Nach Angaben des Autoclubs ADAC kam es im Jahr 2020 zu 1.448 Unfällen mit Verletzten oder Toten durch übermüdete Fahrer.
Ein weiteres höchst bedenkliches Urteil über Fehleinschätzungen von Kraftfahrern fällt der Psychologe Klaus Peter Kalendruschat vom TÜV Nord: "Übermäßiges Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten haben vor allem diejenigen, die am wenigsten Grund dazu haben", stellt der Experte gegenüber der Saarbrücker Zeitung fest.
Er bringt die Tendenz zur Selbstüberschätzung knapp auf den Punkt mit der Feststellung:
Schlechte Autofahrer halten sich häufig für die besten. Und die sind zudem in der Regel noch fest davon überzeugt, dass die anderen alle unfähig sind.
Die Ursachen für diese falsche Selbstwahrnehmung haben die Psychologen Justin Kruger und David Dunning von der Cornell University in Ithaca im US-Bundesstaat New York untersucht. Sie kamen dabei zu dem Resultat, dass man offenbar bestimmte Fähigkeiten als Voraussetzung dafür benötigt, um die eigenen Fähigkeiten überhaupt realistisch beurteilen zu können.
Dieses Phänomen ist inzwischen als Dunning-Kruger-Effekt Stand der Wissenschaft:
Demnach erkennt man eigenes Unvermögen umso schlechter, je weniger man sich auf einem Gebiet auskennt. Oder andersherum: Inkompetente Menschen überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten auffällig oft, ohne sich dessen bewusst zu sein.
Beim Autofahren sei der Dunning-Kruger-Effekt besonders ausgeprägt, warnt TÜV-Nord-Psychologe Kalendruschat. Denn diese Fertigkeit verbinde man mit Autonomie und Erwachsenwerden, begründet er seine These. Im Sinne der allgemeinen Verkehrssicherheit dürfe man die an Selbstüberschätzung leidenden Menschen jedoch nicht in ihrem Irrglauben lassen, meint der Experte, weil die falsche Einschätzung der eigenen Fähigkeiten am Steuer die Risikobereitschaft steigert. Kalendruschat hält es deshalb für sinnvoll, Kraftfahrern die Einsicht zu vermitteln, dass in vielen kritischen Situationen auch die besten Fahrkünste nichts mehr helfen. Denn wer sich dies bewusst macht, fährt vorsichtig und vorausschauend, meint der Psychologe. mid/arei
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