Gebrauchtwagenpreise steigen
02 Dezember, 2021
Die schlechte Verfügbarkeit bei den Gebrauchtfahrzeugen schlägt voll durch: Die Gebrauchtwagenpreise steigen rasant und vielen Händlern geht die Ware aus.
Dem Gebrauchtwagenmarkt droht Überhitzung
Die Halbleiterkrise zieht inzwischen weite Kreise. Nachdem zunächst der Neuwagenmarkt ins Stocken geriet, schlägt sich die schlechte Verfügbarkeit nun auch bei den Gebrauchtwagen voll durch:
Die Preise steigen rasant.
Der bedeutende Autohaus Dekra Gebrauchtwagen-Kongress bringt jährlich Akteure aus Industrie, Handel, Dienstleistung, Logistik und Business Intelligence zusammen und behandelt die aktuellen Chancen und Herausforderungen rund um das Geschäft mit gebrauchten Kraftfahrzeugen.
Die Stimmung auf dem 20. Kongress in Hannover schwankt zwischen Euphorie und Depression. Angesichts immer höherer Gebrauchtwagenpreise können die Händler derzeit viel Geld verdienen, andererseits droht eine Überhitzung des Marktes, denn die Gebrauchtwagenpreise sind laut Aussage erfahrener Händler inzwischen absurd hoch.
Die Fahrzeuge liegen zum Teil zwanzig Prozent und mehr über den üblichen Marktpreisen und dafür gibt es gleich mehrere Ursachen. Da Neuwagen aufgrund der schlecht verfügbaren Halbleiter in nicht ausreichender Zahl produziert werden können, sind die Gebrauchtwagen bei den Händlern sehr begehrt, zudem steigt die Nachfrage durch die Pandemie.
"In der gegenwärtigen Situation fühlen sich viele Menschen im Auto deutlich wohler als in vollen Bussen und Bahnen" erklärt der Marktexperte Stephan Lützenkirchen von der Unternehmensberatung gsr. "Angebot und Nachfrage stehen in keinem guten Verhältnis und das treibt die Preise enorm an." Dies habe sich inzwischen auch bei den Autobesitzern herumgesprochen und entsprechend verlangten auch diese mehr Geld - eine Preisspirale, die zudem auf dem internationalen Markt angeheizt wird, denn auch auf anderen Märkten in Europa seien Autos knapp.
Marktgerechte Prognosen fallen da schwer, zumal auch die Umstellung auf die Elektromobilität mit den gewaltigen Förderungen den Markt irritiert. "Die hohen Förderungen von neuen Fahrzeugen mit E-Antrieb setzen etablierte Marktgesetze außer Kraft", erklärt Lützenkirchen. "Wenn Neufahrzeuge nicht nur gefühlt günstiger sind als Gebrauchte, dann ist das keinem Kunden zu vermitteln, zumal der technische Fortschritt bei den Batterien enorm ist und so junge Gebrauchtwagen schon nach kurzer Zeit mit skeptischem Käuferblick betrachtet werden." Das Problem sei angesichts der noch geringen Zahl an E-Fahrzeugen bisher überschaubar, aber das werde sich ändern, wenn deutlich mehr E-Fahrzeuge auf den Straßen rollen.
Im laufenden Jahr wird rund jedes vierte Neufahrzeug von Förderungen profitieren, im nächsten Jahr soll es Analysten zufolge schon jedes dritte sein.
Mit Spannung schauen die Marktteilnehmer derzeit nach Berlin, denn die Förderung von Hybrid-Fahrzeugen, angetrieben mit einer Kombination aus Verbrenner- und Elektromotor, könnte angesichts der erheblichen Kritik an diesen schweren Fahrzeugen mit einer oft nur geringen Nutzung des Elektroantriebs gestoppt werden. Das würde die Gebrauchtwagenpreise ebenso massiv beeinflussen, wie eine Stabilisierung der Neuwagenproduktion.
Wie sehr es derzeit an Autos mangelt, zeigen die Prognosen der Marktanalysten von "Dataforce". Wurden in den vergangenen Jahren im Schnitt immer rund 3,2 Millionen Neufahrzeuge in Deutschland zugelassen, so werden für 2021 nicht mehr als 2,7 Millionen erwartet - nochmal rund 200.000 Fahrzeuge weniger als im schon schwachen Vorjahr, als in vielen Werken aufgrund von Lockdown und Kurzarbeit die Bänder stillstanden. Weniger Neuwagen bedeutet auch weniger Gebrauchtwagen: Wechselten in den letzten Jahren im Durchschnitt jeweils etwa 7,2 Millionen Gebrauchtwagen die Besitzer, werden es im laufenden Jahr nur etwa 6,8 Millionen sein.
Für Autofahrer heißt dies, genau hinzuschauen. "Angesichts der zum Teil irrationalen Preise kann es sinnvoll sein zu warten oder auch neue Angebote zu nutzen, die keine Verpflichtung darstellen", rät Stephan Lützenkirchen. Gemeint ist damit, ein Auto im Abo zu nutzen, statt es zu erwerben. Immer mehr Händler springen auf diesen Zug auf und bieten Auto-Abos an. Ein Auto-Abo läuft oft nur ein paar Monate und der Händler bekommt Geld für die Nutzung. Anschließend kann er das Auto wieder für ein Abo zur Verfügung stellen oder verkaufen.
Die Abonnenten zahlen dabei eine Monatsrate, die alle Kosten inklusive
Kfz-Steuern, Versicherung, Wartung und Winterreifen deckt. Lediglich das Tanken oder das Aufladen der Batterie ist nicht im Preis enthalten.
Das Abo kann jederzeit mit einer kurzen Frist gekündigt werden, somit gibt es keine langfristigen Verpflichtungen. "Das ist insbesondere dann interessant, wenn man eine neue Technologie oder Marke ausgiebig testen möchte oder einfach nicht langfristig planen kann", betont der Branchenexperte. Aber auch hier müsse man die Preise und Bedingungen der verschiedenen Anbieter vergleichen.
Dr. Lars Wallerang / mid mid/wal
Die Halbleiterkrise zieht inzwischen weite Kreise. Nachdem zunächst der Neuwagenmarkt ins Stocken geriet, schlägt sich die schlechte Verfügbarkeit nun auch bei den Gebrauchtwagen voll durch:
Die Preise steigen rasant.
Der bedeutende Autohaus Dekra Gebrauchtwagen-Kongress bringt jährlich Akteure aus Industrie, Handel, Dienstleistung, Logistik und Business Intelligence zusammen und behandelt die aktuellen Chancen und Herausforderungen rund um das Geschäft mit gebrauchten Kraftfahrzeugen.
Die Stimmung auf dem 20. Kongress in Hannover schwankt zwischen Euphorie und Depression. Angesichts immer höherer Gebrauchtwagenpreise können die Händler derzeit viel Geld verdienen, andererseits droht eine Überhitzung des Marktes, denn die Gebrauchtwagenpreise sind laut Aussage erfahrener Händler inzwischen absurd hoch.
Die Fahrzeuge liegen zum Teil zwanzig Prozent und mehr über den üblichen Marktpreisen und dafür gibt es gleich mehrere Ursachen. Da Neuwagen aufgrund der schlecht verfügbaren Halbleiter in nicht ausreichender Zahl produziert werden können, sind die Gebrauchtwagen bei den Händlern sehr begehrt, zudem steigt die Nachfrage durch die Pandemie.
"In der gegenwärtigen Situation fühlen sich viele Menschen im Auto deutlich wohler als in vollen Bussen und Bahnen" erklärt der Marktexperte Stephan Lützenkirchen von der Unternehmensberatung gsr. "Angebot und Nachfrage stehen in keinem guten Verhältnis und das treibt die Preise enorm an." Dies habe sich inzwischen auch bei den Autobesitzern herumgesprochen und entsprechend verlangten auch diese mehr Geld - eine Preisspirale, die zudem auf dem internationalen Markt angeheizt wird, denn auch auf anderen Märkten in Europa seien Autos knapp.
Marktgerechte Prognosen fallen da schwer, zumal auch die Umstellung auf die Elektromobilität mit den gewaltigen Förderungen den Markt irritiert. "Die hohen Förderungen von neuen Fahrzeugen mit E-Antrieb setzen etablierte Marktgesetze außer Kraft", erklärt Lützenkirchen. "Wenn Neufahrzeuge nicht nur gefühlt günstiger sind als Gebrauchte, dann ist das keinem Kunden zu vermitteln, zumal der technische Fortschritt bei den Batterien enorm ist und so junge Gebrauchtwagen schon nach kurzer Zeit mit skeptischem Käuferblick betrachtet werden." Das Problem sei angesichts der noch geringen Zahl an E-Fahrzeugen bisher überschaubar, aber das werde sich ändern, wenn deutlich mehr E-Fahrzeuge auf den Straßen rollen.
Im laufenden Jahr wird rund jedes vierte Neufahrzeug von Förderungen profitieren, im nächsten Jahr soll es Analysten zufolge schon jedes dritte sein.
Mit Spannung schauen die Marktteilnehmer derzeit nach Berlin, denn die Förderung von Hybrid-Fahrzeugen, angetrieben mit einer Kombination aus Verbrenner- und Elektromotor, könnte angesichts der erheblichen Kritik an diesen schweren Fahrzeugen mit einer oft nur geringen Nutzung des Elektroantriebs gestoppt werden. Das würde die Gebrauchtwagenpreise ebenso massiv beeinflussen, wie eine Stabilisierung der Neuwagenproduktion.
Wie sehr es derzeit an Autos mangelt, zeigen die Prognosen der Marktanalysten von "Dataforce". Wurden in den vergangenen Jahren im Schnitt immer rund 3,2 Millionen Neufahrzeuge in Deutschland zugelassen, so werden für 2021 nicht mehr als 2,7 Millionen erwartet - nochmal rund 200.000 Fahrzeuge weniger als im schon schwachen Vorjahr, als in vielen Werken aufgrund von Lockdown und Kurzarbeit die Bänder stillstanden. Weniger Neuwagen bedeutet auch weniger Gebrauchtwagen: Wechselten in den letzten Jahren im Durchschnitt jeweils etwa 7,2 Millionen Gebrauchtwagen die Besitzer, werden es im laufenden Jahr nur etwa 6,8 Millionen sein.
Für Autofahrer heißt dies, genau hinzuschauen. "Angesichts der zum Teil irrationalen Preise kann es sinnvoll sein zu warten oder auch neue Angebote zu nutzen, die keine Verpflichtung darstellen", rät Stephan Lützenkirchen. Gemeint ist damit, ein Auto im Abo zu nutzen, statt es zu erwerben. Immer mehr Händler springen auf diesen Zug auf und bieten Auto-Abos an. Ein Auto-Abo läuft oft nur ein paar Monate und der Händler bekommt Geld für die Nutzung. Anschließend kann er das Auto wieder für ein Abo zur Verfügung stellen oder verkaufen.
Die Abonnenten zahlen dabei eine Monatsrate, die alle Kosten inklusive
Kfz-Steuern, Versicherung, Wartung und Winterreifen deckt. Lediglich das Tanken oder das Aufladen der Batterie ist nicht im Preis enthalten.
Das Abo kann jederzeit mit einer kurzen Frist gekündigt werden, somit gibt es keine langfristigen Verpflichtungen. "Das ist insbesondere dann interessant, wenn man eine neue Technologie oder Marke ausgiebig testen möchte oder einfach nicht langfristig planen kann", betont der Branchenexperte. Aber auch hier müsse man die Preise und Bedingungen der verschiedenen Anbieter vergleichen.
Dr. Lars Wallerang / mid mid/wal
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