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Mercedes-Benz SLS AMG E-Cell: Atemberaubend

23 Juni, 2010

Das war ein bemerkenswerter Auftritt. Der schreiend gelbe Elektro-SLS mit der langen Typenbezeichnung Mercedes-Benz SLS AMG E-Cell traf auf einem Parkplatz an der Atlantikstraße in Norwegen auf eine Gruppe Ferraristi. Die sechs, sieben italienischen Supersportwagen auf Europatrip fanden keine Beachtung mehr.

Dafür musste sich der E-SLS komplett entblößen: Flügeltüren hoch, Motorklappe ebenfalls, Spoiler hoch, Spolierlippe vor runter – nur der Kofferraum blieb zu. Die Ferraristi konnten sich nicht sattsehen; viele Kameras kamen zum Einsatz.
Schon wenige Stunden später fand sich die Szene bei „You tube“, mit englischen Kommentaren. Die Szene zeigt, wie der E-SLS geräuschlos mitten durch die Ferraris und dann nach spektakulären Spurt über die steile Auffahrt einer Fjordbrücke verschwindet. Nichts mit Acht-Zylinder-Brüllen, wie die Reisenden aus England es bei ihren Autos gewohnt sind. Dafür aber Power ohne Ende. 880 Newtonmeter maximales Drehmoment und 392 kW / 533 PS aus den vier Elektromotoren sorgen aus dem Stand für unglaublichen Vortrieb.

Gefühlt sind das drei Sekunden von 0 auf 100 km/h, gemessen mag es ein wenig mehr sein. Aber das Gefühl, von seinem Auto bei durchgetretenem „Gas“-Pedal ohne Unterbrechungen bis zu Geschwindigkeiten weit oberhalb 100 in den Sitz gepresst zu werden, hat uns beiher noch kein konventionelles Auto bieten können. Wir konnten es auf der Start- und Landebahn des kleinen Flughafens von Kristiansund erleben. Die Bemerkung ist für alle Norwegen-Kenner wichtig. Die könnten dem E-SLS sonst vorwerfen, er nutze die Gegebenheiten in Norwegen aus, um Reichweite zu zeigen. Dort darf man auf Landstraßen maximal 80 km/h fahren.

Das fällt einem an Bord dieses Prototyps allerdings schwer. Zwar eignet sich auch der elektrische SLS zum Gleiten, aber die Versuchung, ihm auf den „Pinsel“ zu treten fällt bei ihm noch größer aus als beim Benziner. Da lenkt man sich dann besser mit anderer Technik am Bord ab. So zum Beispiel mit den Paddeln, mit denen man sonst die Gänge von Hand schalten kann. Hier dienen sie sozusagen als elektrische Bremse. Je weiter in „herunterschalte“ desto stärker bremst der Generator. Gleichzeitig wird Strom gewonnen. Wer die Paddel geschickt einsetzt, kann auf die klassische Bremse fast verzichten.

Alles beginnt auch beim E-SLS mit dem Druck auf den Startknopf. Der weckt die Elektrik. Doch dann gibt es in der Mittelkonsole keinen Wählhebel für die Automatik mehr, sondern nur noch drei Tasten für die Fahrprogramme „Comfort“, „Sport“ und „Sport plus“ und „Manuell“. Den ersten Kontakt mit dem E-SLS und Stadtfahrten beginnt man am besten im Komfort-Modus. Dann erlaubt das Fahrpedal einen größeren Weg, und es stehen nur maximal 40 Prozent der Leistung zu Verfügung. Das verhindert zu große „Sprünge“. Wenn's denn trotzdem schnell gehen soll, verhilft der Kickdown sowieso zur vollen Leistung.

Die vier Drehstrom-Motoren mit jeweils 92 kW teilen sich ein Getriebe pro Achse. Das unterstetzt die Drehzahl im Verhältnis 5,5:1, der Rest stammt von den maximal 12 000 Umdrehungen pro Minute der Motoren. Da für jedes Rad ein Motor zur Verfügung steht, hat auch der E-SLS Allradantrieb und Vortrieb bis maximal 250 km/h.

Die 48 Kilowatt der Lithiumionen-Batterie verteilen sich auf sechs Batteriemodule, die so im Fahrzeug verteilt sind, dass der Schwerpunkt tiefer liegt als beim Benziner und ein Prozent mehr Gewicht auf der Hinterachse liegt, insgesamt um 23 Millimeter tiefer.

Natürlich bleibt auch der Elektroantrieb nicht ohne Folgen für die Karosserie; denn der Elektro-Powertrain braucht weniger Luft als der Benziner. Entsprechend schrumpfen die Lufteinlassöffnungen an der Front. Bei der Fahrt oberhalb 120 km/h fährt vor eine schwarze Spoilerlipp nach unten, die als Splitter den Luftstrom unter dem vollverkleideten Fahrzeugboden beeinflusst. Am Heck arbeiten der bekannte Spoiler und ein neuer Diffusor – eben ohne Auspufföffnungen – an der Verbesserung der Aerodynamik.

Schade, dass es sich beim krassgelben E-SLS nur um einen einzigen Prototyp handelt. Er beeindruckt jetzt schon. Wie soll das erst werden, wenn die endgültigen Motoren und die endgültigen Batterien entwickelt sind. Spätestens 2013 soll es soweit sein. Dann soll die Kleinserie anlaufen. Der neue AMG-Chef Ola Källenius lässt sich auf keine Prognose zur Stückzahl ein, hegt aber offenbar die Hoffung, dass sie größer ausfallen möge. Das Treffen mit den Ferraristi wird ihn in dieser Meinung bestärkt haben. Es gibt auf dieser Welt viele Enthusiasten mit dem nötigen Kleingeld, die sich gern mit innovativer Technik, Luxus und Leistung umgeben. automedienportal Sm

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