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Kultauto: Daihatsu Materia

11 Dezember, 2006

Vorstellung Daihatsu Materia: Hier kommt Kult. Die haben Mut. Daihatsu bringt den Materia nach Deutschland. Vor ein paar Jahren, als die ersten "Sitzkisten" durch Tokio rollten, gab es nur wenige, die sich diese Fahrzeugklasse auch in Europa, dem Kontinent mit dem perfektesten Automobildesign, vorstellen konnten. Autos, die aussahen wie mit dem "Kleinen Automann" selbst gebastelt, gab man hier keine Chance. Jetzt ist das erste da, und siehe da - es hat das Zeug zu einem Kultauto.

Von der Seite erinnert der Materia an das Retrodesign des Chrysler PT Cruiser. Auch er wirkt wie Gangsterauto aus den 40-gern - allerdings auf 3.80 Meter L?nge verkleinert. Von vorn wirkt er eher bullig, frech und neugierig wie ein Jungstier. Und das Heck mit seiner durchgehenden Gestaltung aus Heckleuchten und breitem Chromstreifen ist zweifellos gelungen, besser als bei vielen anderen Automobilen mit gro?er und steiler Heckklappe.

Steil ist eines der Stichworte, die bei der Beschreibung des Materia nicht fehlen k?nnen. Eine steile Frontscheibe ?ber einer senkrecht aufsteigenden Schnauze und die senkrechten Seitenw?nde sowie das schon gelobte steile Heck verschaffen zusammen mit den kurzen ?berh?ngen vorn und hinten erstaunlich viel Raum nach allen Seiten. Auch in der H?he hat der Materia so viel zu bieten, dass selbst Sitzriesen noch viel Abstand bis zum "Himmel" haben.

Selbst hinter den Sitzriesen bleibt erstaunlich viel Platz. Wenn man die Hecksitzbank um 160 Millimeter ganz nach hinten schiebt, ?berrascht der Fu?raum mit Ma?en, die sonst nur bei viel gr??eren Autos ?blich sind. Der Kofferraum reicht dann allerdings nur noch f?r ein bisschen mehr als zwei Pilotenkoffer. Schiebt man die Bank nach vorn, entstehen 294 Liter Laderaumvolumen. Die Heckbank l?sst sich im Verh?ltnis 60:40 oder ganz umklappen. Dann w?chst das Ladevolumen bis auf 1000 Liter, und auch Ladungen von mehr als zwei Metern sind m?glich.

Das klingt, als sei der Materia einer jener Allesk?nner, die heute so viele Freunde finden, also das richtige Auto f?r die junge Familie. Das stimmt, aber nicht nur wegen der durchgehend m?glichen Liegefl?che in dem Kleinen liegt eher der Verdacht nahe, seine wahre Bestimmung werde der Materia eher bei den Versuchen zur Gr?ndung einer Familie finden.

Der Materia passt in keine der bestehenden Fahrzeugkategorien. Er bildet - wie der Smart - eine Klasse f?r sich. Seine K?ufer werden allerdings j?nger sein; denn der Materia ist das in Blech gepresste Bekenntnis zu rebellischer jugendlicher Extravaganz.

Sachlich gesehen ist der Materia aber auch nicht mehr als ein kleines Auto von nur wenig mehr als einer Tonne Leergewicht. Er wird mit drei Motoren angeboten. Ab Fr?hjahr 2007 zun?chst als Materia 1.5 mit einem Vierzylinder Benziner mit 76 kW / 138 PS Leistung und einem maximalen Drehmoment von 132 Newtonmeter (Nm) bei 4400 Umdrehungen pro Minute. Das reicht f?r eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 11,5 Sekunden und mit dem serienm??igen F?nf-Gang-Getriebe f?r eine H?chstgeschwindigkeit von 170 km/h. Sp?ter soll noch ein Materia 1.3 und der Materia 1.5 Eco 4WD mit Allradantrieb folgen.

F?r den Materia 1.5 muss man 15 490 Euro bezahlen. Das ist kein Schn?ppchen Aber angesichts der kompletten Ausstattung mit Klimaanlage, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, CD-Radio mit MP3-Funktion, Nebelscheinwerfern, elektrischen Fensterhebern vorn und hinten, den 15-Zoll-Leichtmetallfelgen, den abgedunkelten hinteren Seitenscheiben, einer abgedunkelten Heckscheibe und vielem mehr scheint das immer noch angemessen. Daihatsu wird sein Ziel sicher erreichen, vom Materia ab Fr?hjahr 2007 rund 2000 St?ck in Deutschland zu verkaufen.

Den 1.3 f?r 14 490 Euro oder den Allrad f?r 16 40 Euro k?nnen wir allerdings nicht guten Gewissens empfehlen, weil sie sich nicht mit dem Elektronischen Stabilit?ts-Programm (ESP) kombinieren lassen. ESP gibt es nur f?r den Materia 1.5, dort allerdings nur als Sonderausstattung f?r stolze 500 Euro. Die Liste der Extras enth?lt noch ein weiteres Sicherheitselement: die Kopfairbags f?r 450 Euro. Dar?ber hinaus werden nur noch die Perleffektlackierung f?r 390 Euro und eine Vier-Stufen-Automatik f?r 970 Euro extra angeboten.

Die Frage nach dem Luftwiderstandsbeiwert konnte jetzt bei der Pr?sentation des Fahrzeugs im verregneten Turin niemand beantworten. Dem Materia-K?ufer w?re auch ein hoher Wert vermutlich einerlei; denn der Materia f?llt auch wie ein Skinhead mit Irokesen-Putz im Opernhaus. Doch offenbar haben Aerodynamiker dennoch Hand an die Karosserie gelegt; denn die Windger?usche bleiben niedrig und der Verbrauch h?lt sich mit dem vom Werk angegebenen Durchschnittswert von 7,2 Litern Normalbenzin in ertr?glichen Grenzen.

Bleibt noch die Frage: Wie f?hrt er sich denn? Die Schaltung k?nnte sich etwas glatter bewegen lassen, die Lenkung d?rfte ruhig ein bisschen direkter sein, die Federung ist in Ordnung, sein Fahrwerk bereitet auch keine Sorgen, die das ESP nicht wettmachen k?nnte, die Bedienung ist einfach, die Instrumente der zentral angebrachten Armaturen sind gut ablesbar, man sitzt sch?n hoch und auch als Gro?er einigerma?en gut. Aber wen interessiert das schon angesichts der emotionalen Qualit?ten dieses Autos.

Auch das modernistische Innendesign, die gut gew?hlten Materialien, die ?berzeugende Verarbeitungsqualit?t - kurz: die inneren Werte werden weniger Aufmerksamkeit finden. Viel mehr d?rfte die Frage diskutiert werden, ob man nicht gr??ere R?der montieren kann und welche der acht Farben es sein soll - vielleicht das maskuline Schwarz, mit dem er wirkt wie ein renntauglicher Bestattungswagen f?r Kleinw?chsige oder doch eher die feilchenfarbene Version.

Daihatsu wird jedenfalls gut beraten sein, beizeiten ein Programm zur Individualisierung des Materia aufzulegen. Es geh?rt nicht viel dazu vorherzusagen, dass kaum ein Materia lange in der Serienoptik durch die Stra?en rollen wird. Die Versuchung, noch eins draufzusetzen, ist einfach zu ?berw?ltigend. Hier kommt Kult, hoffentlich ohne Fuchsschwanz. (ar/Sm)


Von Peter Schwerdtmann

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