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Autounfall Versicherung - Schadensregulierung Unfallreparaturen

09 Oktober, 2009

Es geht oft um viel Geld nach einem Autounfall - das der Versicherungsnehmer in Form von Prämien für die Versicherung, das der Versicherungen, die Kosten einsparen wollen und das der Werkstätten, die Geld an Unfallreparaturen verdienen wollen.

Hintergrund: Ruiniert Schadensmanagement das Werkstattgeschäft?
Konkret ging es bei der Diskussionsrunde des Goslar-Instituts um das Schadensmanagement der HUK-Coburg, die ihren Vertragswerkstätten einen Stundensatz von knapp 60 Euro zahlt, während in Werkstätten Preise von 110 Euro und mehr pro Stunde üblich sind.

Kein Wunder, wenn der Titel „Hinterhof oder Highend? Servicequalität im Werkstattnetz der Versicherer“ die Experten zur Kontroverse reizte. Denn auf dem Podium saßen Michael Legrand, Unternehmensberater der Dekra Consulting, Thorsten Rudnik, Vorstand im Bund der Versicherten, Dr. Klaus Weichtmann, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik, Elmar Fuchs, Geschäftsführer des Bundesverbands der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwesen und Klaus-Jürgen Heitmann, Mitglied des Vorstands der HUK-Coburg.

Doch trotz des harten Kampfes um die jeweiligen Interessen der Beteiligten, hatte N-TV-Moderatorin Carole Ferstl keine Mühe, die Herren ruhig zu halten. Die kannten sich und ihre Argumente gut und konnten so ungehindert von Emotionen direkt zur Sache kommen. Da war dann rasch von „unmoralischem Regulierungsverhalten“ der Versicherer die Rede. Wer Qualität haben wolle, müsse auch bereit sein, den Preis dafür zu bezahlen. Eine Untergrenze von 60 Euro sei „ruinös“. Heitmann darauf: „Das was andere Dumping nennen, nennen wir angemessen.“

Darum geht’s: Die HUK-Coburg hat inzwischen ein Netz von Werkstätten in Deutschland aufgebaut, denen die Versicherung Unfallschäden ihrer Versicherungskunden zusteuert, sofern die Kunden sich für einen besonders günstigen Tarif entschieden haben. Die Werkstätten erhalten für ihre Arbeit den heftig attackierten Stundensatz von genau 59,90 Euro. Dem Zweifel an der Qualität der Reparatur räumen Versicherung und Werkstätten mit einer fünfjährige Garantie auf die Reparatur aus.

Bleibt die Frage, ob der Kunde Nachteile befürchten muss, weil zum Beispiel durch die Reparatur in einer freien, nicht markengebundenen Werkstatt die Herstellergarantie erlöschen könnte. Würde dieser Fall eintreten, wäre es das Ende aller freien Werkstätten. Doch da ist die Europäische Union vor, die so etwas als Wettbewerbsbeschränkung ganz schnell verhindern würde.

Das Karosserie- und Lackgeschäft stellt zur Zeit noch den ertragreichsten Zweig im Werkstatt- und Servicebereich dar. Kein Wunder also, wenn die Vertreter dieser Branche sich schützend vor die Preise ihrer knapp 4000 Fachbetriebe stellen. Aus der Sicht des Unternehmensberaters gibt es in diesem Geschäft jedoch „noch Schätze zu heben“. Die Auslastung liege bei vielen nur bei 50 Prozent. Ein Optimum für Qualität und Preise liege aber bei 85 Prozent Auslastung. Heitmann spricht sogar von 90 Prozent bis 95 Prozent, die in den Vertragswerkstätten möglich seien, weil die Versicherung den Betrieben Aufträge nach Bedarf zusteuern könne. Damit seien auch andere Stundenpreise möglich: „Wir sind ein großer Einkäufer. Wir bekommen unsere Preise.“

Heitmann kann in diesem Zusammenhang auch auf die große Zahl der Vertragspartner hinweisen. 1200 haben unterschrieben, weitere stehen offenbar vor der Tür. Niemand – so Heitmann – werde gezwungen, das Angebot seiner Versicherung anzunehmen.

Auch der Versicherungskunde hat die Wahl. Er kann sich für den normalen Tarif entscheiden. Damit bliebt ihm die Möglichkeit, weiterhin die Werkstatt seiner Wahl aufzusuchen und vielleicht sogar seinen Unfallschaden „fiktiv abzurechnen“, also der Versicherung den Preis in Rechnung zu stellen, den ein Gutachter festgestellt hat. Bei einer Reparatur außerhalb des Werkstattsystems muss er dann allerdings unter Umständen auf Gewährleistung und Garantieansprüche verzichten. „Hinterhof“ hat also seine Risiken.

Fazit: Versicherung und Versicherungsnehmer scheinen die Gewinner des Schadensmanagements à la HUK-Coburg zu sein. Die Werkstätten werden sich bewegen und ihre Auslastung steigern müssen. Denn nicht nur die Versicherungen arbeiten mit niedrigeren Preisen, auch Hersteller beginnen, mit dem Aufbau von Reparaturstützpunkten das Preisniveau abzusenken. Die Chance der Werkstätten besteht jetzt offenbar noch darin, zum normalen Geschäft zu den hohen Preisen und der niedrigen Auslastung die 60-Euro-Kunden dazuzubekommen und damit ihren Ertrag zu steigern, ohne bei den Fixkosten zuzulegen. ampnet/Peter Schwerdtmann auto-medienreporter.net

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