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Automesse New York 2017 - Die Stimmung ist gut

12 April, 2017

Die Automesse New York 2017 kann sich durchaus mit anderen Ausstellungen der Branche messen.

Genf, Paris, New York. Warum nur müssen gut besuchte Automessen vorzugsweise in Städten gehalten werden, in denen der individuelle Verkehr mit schönster Regelmäßigkeit zum Erliegen kommt?
Im Nordwesten von Manhattan, nicht weit von den Piers, an denen die Kreuzfahrtschiffe festmachen und Tausende Touristen nach überstandener Seefahrt in den Menschenfluten des Big Apples untergehen, versuchen jedes Frühjahr automobile Neuheiten in den Hallen des Jacob Javits Convention Center in der Vielfalt des frischen Angebots ihre Dächer über Wasser zu halten.
Auf den Straßen nach und in Manhattan ist der Auto-Verkehr derweil mehr als rege. Vor den Brücken und Tunnels über den Hudson und den East River staut er sich kilometerweit, auf der Halbinsel selbst geht es meist auch nur im Schritttempo voran. Ausgedient haben die dicken gelben New Yorker Taxis. Ihre V6-Motoren sind längst kleineren, leiseren und weniger durstigen Maschinen gewichen, eine Hybridflotte, die eine satt vierstellige Zahl von Toyota Prius-Modellen umfasst, gehört mittlerweile zum Straßenbild.
Die New Yorker Automesse kann sich durchaus mit anderen Ausstellungen der Branche messen. Zwar ist die Präsentationsfläche des nach einem erfolgreichen Bürgermeister benannten Convention-Centers kaum halb so groß wie etwa die des Genfer Salon und misst nur einen Bruchteil der Frankfurter IAA, aber sie gehört zu den ältesten Veranstaltungen ihrer Art. 1900 wurde sie zum ersten Mal gehalten, damals noch im Madison Square Garden. Das billigste ausgestellte Auto kostete 280 Dollar, der durchschnittliche Jahreslohn im Land lag bei 589 Dollar. 48.000 Besucher kamen damals, heute sind es deutlich mehr als eine Million Messegäste, die sich während der achttägigen Öffnungszeit im April auf den Weg zum Autogucken machen.
Die Premierendichte ist in New York gering. Zumindest, wenn es um Automobile geht. Zahlreicher sind nationale oder auch kontinentale Debüts und gerne nutzen Hersteller die Gelegenheit, ihren geladenen Gästen am Vorabend der Messe ein neues Modell zu zeigen, das auf der anschließenden Ausstellung überhaupt nicht präsentiert wird. So präsentiert in diesem Jahr Mercedes-Benz ein Facelift für die S-Klasse nur einem erlesenem Kreis, die Messebesucher sehen davon nichts.
Der Automarkt in den Vereinigten Staaten steht unterdessen gar nicht so gut da wie erwartet. Leichte Rückgänge folgen auf ein gutes Jahr 2016, das allerdings mit rund 17,5 Millionen Zulassungen im relevanten Segment einen Rekord in der nordamerikanischen Automobilgeschichte markierte. Anders als in Deutschland zählen in dieser Statistik zu den Personenwagen auch die sogenannten "Light Commercial Vehicles", die bei Onkel Sam so beliebten Pick-ups, die gleich die ersten drei Plätze der Verkaufsstatistik belegen. Aber auch die Premiummarken können sich freuen, denn viele Amerikaner greifen aus Furcht vor nicht unwahrscheinlichen Trumpschen Strafzöllen noch schnell zu denn bislang vergleichsweise günstigen Modellen aus den Häusern Audi, BMW und Mercedes-Benz.
Unter den ersten 50 Baureihen sind die in der Verkaufsstatistik allerdings nicht zu finden. Hier dominiert der VW-Konzern, der mit mehr als drei Prozent Marktanteil die deutsche Riege anführt. Allerdings ist Audi hier nur maßvoll beteiligt, den Ingolstädtern ist es trotz erheblicher Anstrengungen und aufwendiger PR- und Werbekampagnen bislang nicht gelungen, das gute europäische Image in die Neue Welt zu übertragen. Den Konzern-Erfolg von VW trägt hauptsächlich die Marke VW mit dem in unseren Augen so langweiligen Stufenheckwagen Jetta, der vor allem mit einem günstigen Preis Käufer über den Diesel-Betrug hinwegblicken ließ. Mercedes-Benz bringt es auf 2,2 Prozent Marktanteil, BMW liegt mit 2,1 Prozent knapp dahinter.
Ford führt die Erfolgsliste seit Jahren unangefochten an. Rund 820.000 Mal verkaufte sich 2016 der Dauerbrenner F-150, den es in einer kaum überschaubaren Zahl von Modellvarianten mit Allradantrieb oder nicht, Diesel oder Benziner, lang und kurz, leicht und schwer, schwarz oder weiß gibt. Auf Rang zwei liegt - na? Wieder ein Pick-up. Hier hat Chevrolet mit dem Silverado ein Abonnement erworben, auf dem dritten Platz geht es wechselhafter zu, da war schon gelegentlich eine ganz konventionell-langweilige Limousine wie der Toyota Camry zu finden. Aktuell aber belegt ihn der Dodge Ram, natürlich auch ein Pick-up.
Die Stimmung vor der Automesse ist gut. Zwar beäugen viele die Muskelspiele des Präsidenten argwöhnisch, auf den Benzinpreis dürfte sich die erneuerte Rolle Amerikas als Weltpolizist aber nur geringfügig auswirken. Denn das durch Fracking gewonnene Erdöl und Schiefergas macht die Vereinigten Staaten bei ihrer Energieversorgung autark. Wenn Trump dann noch die versprochenen Arbeitsplätze schafft und von der Verarmung bedrohte Bevölkerungsschichten wieder zu Geld und Kaufkraft kommen, dann könnte es erneut zu einem Absatzrekord bei den Automobilen kommen. Michael Kirchberger / mid mid/mk

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