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Der neue Midi-Omnibus Futura von VDL: Kurz und gut

28 Dezember, 2016

Der brandneue Futura-Omnibus im Zehnmeter-Format geht mit elitärer Bestuhlung sowie 440 PS an den Start.

Er war eine viel beachtete Premiere auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge und stand jetzt auf Schweizerischen Bergstraßen erstmals zum Testen bereit:
Der neue Futura-Reisebus geht an den Start und überrascht mit alpinen Talenten.
Die Niederländer können sparsame Autobahnroller bauen, dafür sind sie hierzulande in der Omnibusbranche bekannt. Aber jetzt möchten sie auch im Revier der kurzen Edelmidis Beute machen. Kurze und hohe Reisebusse, leistungsstark und komfortabel, so ganz neu ist die Produktidee ja nicht. Bei Setra wird das Segment schon seit Jahrzehnten gepflegt - und schließlich gab es ja schon den klassischen Rundbug-Futura als Zehnmeter-Hochdecker. Schon kurz nach der Markteinführung des Futura-Doppeldeckers soll der neue kurze Futura zusätzliche Stückzahlen generieren. Seine Premiere erlebte der Midi-Omnibus VDL Futura vom Typ FHD2-106 erst jüngst zur IAA 2016 im Herbst, und jetzt dürfen wir ans Steuer. In der Schweiz, wo sonst, wenn es um VIP-Konzepte und eher anspruchsvolle Omnibusse geht.
Die niederländischen Fahrzeugtechniker sind von ihrem neuen Vollwert-Midi mehr als überzeugt. Sonst hätten sie sich wohl kaum auf diese Teststrecke zur Seebodenalp gewagt. Viel knapper geht es kaum, auf Steilstrecken und wellige Fahrbahnen folgen enge Spitzkehren. Und hier ausgerechnet mit einem Niederländer unterwegs?
Gleich vorweg:
Der kurze Holländer macht mit dem Vorurteil kurzen Prozess. Seine handsame Länge, der kurze Radstand und wenig Überhang vorn kommen dem Fahrer sehr entgegen. Die Übersicht ist beinahe perfekt, und mit dem gewaltigen Einschlagwinkel der Vorderräder zirkelt der kleinste Futura um jede Kehre, mit einem Pkw geht es kaum besser. An Motorleistung mangelt es wahrlich nicht, wenn es der MX11-Sechszylinder mit 440 PS sein darf. Fast bissig hängt er am Gas und zieht, wenn er darf, auch kräftig durch. Und bringt seine 2.100 Newtonmeter bei niedrigen Drehzahlen, ohne zu murren, auf die Hinterachse.
An Steilstücken empfiehlt es sich, bergauf den Anfahrgang von Hand zu korrigieren. Das AS-Tronic-Getriebe ohne Steigungssensor schlägt stoisch die Gangstufe 3 vor, so kommt man nur holprig aus dem Stand. Mit zwei Tipps am Lenkstockhebel nach unten ist man im ersten Gang und fährt weitaus feinfühliger an. Und muss man mit minimaler Geschwindigkeit entgegenkommende Fahrzeuge passieren, wechselt man besser in den Rangiermodus, der am Drehschalter mit einer Schildkröte gekennzeichnet ist. Auf die Anfahrhilfe ist Verlass, einfach von Bremspedal aufs Gas, so wird jedes Zurückrollen vermieden. Um unliebsame Schaltungen zu vermeiden, schalten wir an Steilstücken und vor kniffligen Kehren von Hand in den gewünschten Gang - mit etwas Drehzahlreserve lebt es sich auf Bergstraßen einfach besser. So wichtig automatisierte Getriebe und Assistenzsysteme im Verkehr sein mögen: Auf diesen Routen ist ein erfahrener Chauffeur mit Alpenroutine unersetzlich, über autonomes Omnibusfahren redet hier niemand.
Wo man heute einfach den Bergab-Bremsomat aktiviert und mit Retarder verschleißfrei bremst, musste der Fahrer früher mühsam auf dem Motorbremsknopf stehen und im ersten Gang mit Minimalgeschwindigkeit zu Tale kriechen. Nein, früher war nicht alles besser, und schon gar nicht die Omnibusbremsen - auch wenn der Omnibusfahrer damals noch als Experte und Bergüberwinder galt. Auf den noch schneefreien Passstraßen gleitet der Futura mühelos und sicher hinab, sein bärenstarker Retarder wird locker mit maximal 15 Tonnen fertig, die der kurze Hochdecker ohnehin nur voll ausgelastet erreicht.
Der Futura mit der Endziffer 106 zielt direkt auf den Hauptkonkurrenten Setra S 511 HD, positioniert sich aber preislich darunter. Und vergleicht man den 106er mit seinem 12-Meter-Pendant, muss man nicht nur über kleinere Gruppen, sondern auch über die Preise reden. 1,4 Meter weniger Länge sparen rund 5.000 Euro, die für 440 PS und AS-Tronic-Getriebe gut angelegt sind. Der Standardantrieb mit 370 PS und Handschaltgetriebe zielt eher auf Flachland-Kunden. Der Futura mit der Endziffer 106 geht als kleinste Variante der FHD-Hochdecker-Baureihe an den Start, das Midikonzept mit dem stämmigen Reisebus-Fahrgestell erfordert einige Eingriffe in den sonst streng modularen Baukasten. Nicht nur der Radstand wird verkürzt, auch der vordere Überhang muss 50 Zentimeter abgeben. So wundert es auch nicht, dass der vordere Einstieg etwas knapper ausfällt. Auch der Kraftstofftank, er fasst 400 Liter, rückt weiter nach hinten, er sitzt jetzt hinter der Vorderachse.
Mit seinem speziellen Raumkonzept sehen sich die VDL-Strategen im Vorteil:
Mit 10,6 Meter Länge, 14 Zentimeter mehr als der Hauptwettbewerber von Setra, bietet er Platz für eine Sitzreihe mehr als dieser. Das Kofferraum-Volumen von gut fünf Kubikmetern (mit Toilette) dürfte für den Midi-Alltag reichen - die Klappen schwenken weit auf, die Unterflurabteile sind gut zu beladen. Maximal dürfen es 45 Fahrgäste sein, aber so eng bestuhlt wird man den niederländischen Midi selten erleben. Mit 36 Sitzen, vier mehr als im Setra, darf er gemäß Gütegemeinschaft Bus-Komfort bereits fünf Sterne tragen. Mitreisende Fahrgäste dürfen sich als very important persons (VIP) fühlen, wenn sie im Futura-Midi mit 32 Sitzen reisen. Dann vorzugsweise auf ultrabequemen Class500-Sitzen mit Premium-Aufpolsterung, die auch groß gewachsenen Passagieren Ruhekomfort gönnen.
Eine Disziplin, die der kurze Hochdecker sehr überzeugend beherrscht - nicht nur, dass der Sechszylinder im Maschinenraum den Innenraum allenfalls dezent beschallt. Auch das Fahrwerk demonstriert gehobene Klasse, die VDL-Entwickler haben es sich nicht einfach gemacht. Die Neuabstimmung, jetzt mit Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse, unterbindet Nick- und Wankneigung, ohne auf welligen Fahrbahnen unangemessene Härte zu demonstrieren. Und hat der kurze Futura auf der Autobahn freie Fahrt, läuft er sauber geradeaus - was nicht jeder Midi so gut beherrscht.
Vieles spricht also für den kurzen Niederländer:
das Konzept, die Raumökonomie, seine Verarbeitung und wahrscheinlich auch der Preis. Ein Fall für kleine Gruppen, die mit gutem Komfort dorthin kommen, wo es für große Busse schwer wird. Der 106er-Hochdecker von VDL ist überaus wendig, mit kräftigem Sechszylinder und souveränem Fahrwerk werden ihm auch lange Distanzen nicht zu weit. W.Tschakert/mid

Technische Daten: Midi-Omnibus VDL Futura FHD2-106:
Midi-Omnibus, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter 10,61/2,55/3,70/5,05, Kofferraumvolumen ca. 5.800 l (mit Toilette), Wendekreis 17,33 Meter, zulässiges Gesamtgewicht 18.000 kg, Sitzplätze: 32/36 + 1 + 1.
Motor: 10,8-Liter-Sechszylinder-Turbodieselmotor, 320 kW/435 PS bei 1.450 - 1.700/min, maximales Drehmoment 2.100 Nm bei 1.000 - 1.450 /min (oder Leistung 271 kW/369 PS bei 1.650/min,
maximales Drehmoment 1.600 Nm bei 1.000 - 1.650/min), automatisiertes 12-Gang-Schaltgetriebe, mid/wot

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