Kom-bi-na-tions-kraft-wa-gen: passt doch!

Seine 300 PS stünden auch einem Sportwagen gut zu Gesicht - nur kombiniert er dessen Fahrleistungen und Fahrverhalten mit einem Raumangebot für die ganze Familie. Und für alle Fälle gibt es den Allradantrieb 4Motion noch obendrauf.
Als Mitte des vergangenen Jahrhunderts die ersten Kombis aufkamen, dachte natürlich noch niemand daran, dass diese von Limousinen abgeleiteten Lademeister mal den Sport für sich entdecken könnten. Nutzwert war gefragt. Mit dem Passat Variant G60 setzte VW 1989 ein erstes Ausrufezeichen der Art "Kombis können Spaß machen", denn 160 PS waren schon damals eine Ansage. Audi kam 1990 mit dem S2 und 1994 mit dem RS 2 auf den Markt, BMW baute den M5 1992 als Touring und Alpina den B10 4.6, Mercedes war mit C43 und E55 T-Modell dabei.
Allen diesen Kombis ist heute gemein, dass sie als Youngtimer viel gesuchter sind als die identisch motorisierten Limousinen. Das sagt einiges über die Wertschätzung aus, die solchen Multitalenten entgegengebracht wurde und wird. Vielleicht spielt da der Umstand eine Rolle, dass ein sehr üppig motorisierter Kombi leidenschaftlichen Autofahrern einen Weg ebnet, Freude an der Leistung zu leben mit sperrigen Freizeitutensilien, üppigem Urlaubsgepäck oder Kinderwagen und allem, was eine Familie für einige Jahre benötigt. Und wenn das Auto gut gemacht ist, stört das Kombiheck weder die Linie noch das Fahrverhalten, entspricht aber irgendwie einem Gästezimmer im Haus oder einer stillen Reserve auf dem Konto für all die Überraschungen, die das Leben so mit sich bringen kann.
"Alles kann, nichts muss": So könnte das heimliche Motto von Power-Kombis wie dem Golf Variant R lauten. Der ist nun in modellgepflegter Form wieder bestellbar, bietet also LED- statt Bi-Xenon-Scheinwerfer, Stau- und weitere neue Assistenten oder die Gestensteuerung für manche Komfortfunktionen. Im Grunde seiner zwei angetriebenen Achsen bleibt er natürlich das universell einsetzbare Multitalent - wie seine Fans es kennen und schätzen.
Wie der zwei- oder viertürige Golf R ist er also mit Sportsitzen ausgestattet, die Seitenhalt geben ohne Einbußen beim Langstreckenkomfort, mit adaptiven Dämpfern für komfortables Federn und - wenn gewünscht - wankfreier Stabilität in Kurven aller Art. Die elektrische Servolenkung ist hoch präzise und lässt den Fahrer spüren, was zwischen den 225 oder 235 Millimeter breiten Vorderreifen und der Straße geschieht. So entsteht Fahrfreude auch dann, wenn nur ein Bruchteil der Motorleistung abgerufen wird.
Und an Leistung mangelt es dem Kombi, dessen 605 bis 1.620 Liter fassender Kofferraum uneingeschränkt familien-, urlaubs- und familienurlaubstauglich ist, ja wirklich nicht. Auf 300 PS bringt es der Zweiliter-TSI-Vierzylinder, der seine Karriere im Golf V GTI mit 200 PS begann und über scheinbar unbegrenzte Leistungsreserven verfügt. Bei 250 km/h wird der Vortrieb abgeregelt, und bis dahin geht es falls gewünscht mehr als hurtig: 5,1 Sekunden reichen, um aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen - und dabei muss sich niemand um die passende Dosierung von Gas und Kupplung sorgen: Der Golf Variant R wird serienmäßig mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe ausgerüstet, das nicht nur schnell schaltet, sondern beim Cruisen die Gänge so unmerklich wechselt, dass nur die Ganganzeige und der Drehzahlmesser Vollzug melden.
Kombiniert ist dieser Antriebsstrang natürlich mit extragroßen Bremsen, einem aufwändig abgestimmten Fahrwerk und dem Allradantrieb 4Motion. Der bringt nicht nur Souveränität bei schlechtem Wetter, sondern ist in dieser Leistungsklasse bei jeder Witterung schlicht eine vernünftige Sache. Der neue Golf Variant R ist etwas teurer geworden als sein Vorgänger, er kostet 43.450 Euro. Das ist kein Pappenstiel für einen Kombi der Kompaktklasse. Doch den Sportwagen mit 300 PS liefert VW ja quasi ganz ohne Aufpreis mit.
Konrad Winterstein / mid mid/kw

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