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Wintercamper: Unterwegs mit der rollenden Skihütte

12 Dezember, 2016

Wintercamper? Nichts für jeden Reisemobilfahrer. Dabei taugen die in der Regel gut isolierten rollenden

Skihütten durchaus, selbst bei tiefsten Temperaturen behaglichen Wohnkomfort zu bieten. Eine Gas- oder Elektroheizung mit fünf und mehr kW Leistung wärmt den Boden über eine Warmwasser-Zirkulation oder bläst über Düsen warme Luft in den Wohnraum. Die Hersteller bauen dabei auf einen doppelten Boden. Im beheizten Zwischendeck sind alle kälteempfindlichen Installationen eingebaut, Frisch- und Abwassertanks bleiben so frostfrei und auch die Zuleitungen zu den Armaturen werden über Heizschläuche auf Temperatur gehalten.
Das gilt freilich nicht für jedes Mobil. Einfachere Versionen sowie Campingbusse und Kastenwagen kämpfen weitaus angestrengter gegen die Kälte. Der Grund: Ihre Aufbauten bestehen aus dem üblichen Karosserieblech und werden nachträglich mit Dämmstoffen isoliert. Kältebrücken können dabei nicht vermieden werden. Etwa über die Türrahmen oder auch die Spritzwand zwischen Fahrerkabine und Motorraum kann sich Väterchen Frost Zutritt in den Wohnbereich schaffen.
Die nahmhaften Anbieter legen strenge Kriterien für die Wintertauglichkeit ihrer Mobile an. Getestet werden sie in Kältekammern, ihre Heizung muss es schaffen, in längstens vier Stunden den Wohnraum von minus 15 auf plus 20 Grad zu erwärmen. Dabei wird die Wärmeverteilung gemessen, ebenso die Isolationswerte des Aufbaus und die Luftfeuchtigkeit. Außerdem muss die gesamte Installation funktionstüchtig sein, sobald der Innenraum eine Stunde lang auf einer Temperatur von 20 Grad gehalten wurde. Die traditionsreiche Premium-Marke Hymer, die mit dem Begriff Hymermobil beinahe schon den Status von Tempo als Papiertaschentuch und Persil für Waschmittel erreicht hat, setzt zusätzlich auf eine aufwändige Pual-Isolierung deren geschlossenporige Struktur die Isolationswerte einer soliden Kalksteinwand im Eigenheim erreicht.
Zusätzliche Helfer wie beheizte Druckminderer an den Gasflaschen, die ihr Vereisen und damit den Ausfall der Heizung verhindern, sowie Umschaltautomatiken, wenn einer der üblichen zwei Elf-Kilogramm-Flaschen an Bord leer ist, sorgen auch im Winter für ein sorgenfreies Leben an Bord. Die Hinterlüftungen der Staukästen bei Hymer verhindern Schwitzwasserbildung, die von unten gewärmte Duschtasse ist ein weiteres Komfort-Schmankerl. Die große Frontscheiben werden unterdessen mit speziellen Isoliermatten verschlossen, die Heckgarage taugt beim Wintercamping als Ski-Stall und ist ebenfalls beheizt. So können die Skistiefel die Nacht dort ebenfalls verbringen.
Bleibt die Anreise ins Skigebiet, die bisweilen über schneebedeckte Straßen steil nach oben führt. Winterreifen und Schneeketten sind daher für Wintercamper unverzichtbar. Und eventuell ein Allradantrieb. Hymer setzt dabei auf die langjährige und enge Kooperation mit Mercedes-Benz, deren Basisfahrzeug Sprinter als 4x4-Version zur Wahl steht. Gemeinsam haben beide Unternehmen einen Seitenwind-Assistenten für Reisemobile entwickelt, Hymer ist der einzige Hersteller, dem die Stuttgarter gestatten, Baureihen ähnlich zu benennen wie Mercedes-Benz selber. So gab es unter dem Hymer-Dach Modellgruppen wie die B- oder S-Klasse, der vor drei Jahren verstorbene Unternehmensgründer Erwin Hymer pflegte enge Kontakte zum damaligen Daimler-Chef Werner Niefer. Wie auch immer, der Allradantrieb verleiht den Reisemobilen auf Sprinter-Basis die notwendigen Traktionsvorsprung, um ebenso steile wie verschneite Pass-Straßen meistern zu können.
Diese guten Voraussetzungen für das Campen in der kalten Jahreszeit haben sich herumgesprochen. Gewiss, es gibt immer mehr Reisemobile. Zwischen 2012 und 2015 wuchs der Absatz um 27 Prozent, im aktuellen Jahr wurden monatsweise Steigerungen um mehr als 30 Prozent erreicht. 2015 zählte das Statistische Bundesamt auf Deutschlands Campingplätzen rund 1,3 Millionen Übernachtungen - allein in den Wintermonaten. Mit 63,6 Prozent mehr als im Vorjahr ist die Steigerung erkennbar überproportional.
Wichtig für die Wintercamper ist unter anderem der Standortvorteil. Der Weg vom Campingplatz zum Skigebiet ist oft kürzer als aus Ferienwohnungen und Hotels. Im Ski-Dorado Sölden etwa sind es nur 200 Meter bis zur Gaislachkoglbahn, die zur Bergstation auf 3.056 m Höhe führt. Viele Campingplätze stellen sich zudem mit Serviceangeboten wie einem Ski- und Trockenraum auf die Bedürfnisse von Wintersportlern ein. Allerdings gilt es, rechtzeitig zu reservieren. Denn Campingplätze an Wintersportorten sind zwischen November und März sowie speziell während der Schulferien schnell ausgebucht.
Michael Kirchberger/mid mid/mk

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