Elektrofahrräder Test: Eine Saison unter Strom
17 Oktober, 2016
Warum haben die Elektrofahrräder einen derart gewaltigen Boom ausgelöst? Die Test-Fahrten beantworten diese
Frage quasi nebenbei. Mit dem Elektrofahrrad über Stock und Stein: In einem intensiven Praxistest während der langen Sommer- und Herbstsaison 2016 müssen zwei Trenoli Ruvido-E-Bikes über Hunderte Kilometer auf Asphalt, Schotter und Singletrails zeigen, was sie drauf haben: bergauf, bergab und in der Ebene.
Trenoli ist eine Bike-Marke aus Bayern. Dahinter steht die MSA Motor Sport Accessoires GmbH in Weiden/Oberpfalz, die als Importeur etwa von Kymco, Hyosung, Quadro-Rollern und Biker-Ausrüstung bekannt ist. In Weiden werden die E-Bikes aus feinen Zutaten zusammengebaut. Das erste Erkenntnis des Tests: Von den Suntour- und Rock Shox-Federgabeln über die Shimano-Schaltgruppen, die Gelsättel, die Schwalbe-Reifen und die Shimano-Scheibenbremsen ist alles richtig gute Ware, kein verstecktes Billigzeug.
Die Antriebskomponenten sind sowieso Stand der Technik, die beiden getesteten 27,5-Zoll-Mountainbikes haben Zutaten von Marktführer Bosch eingebaut, einmal den Performance Line-Motor mit 400 Wh-Akku oder den Performance Line CX-Motor plus 500 Wh. Beide liefern per Tastendruck ihre Unterstützung in den Stufen Eco, Tour, Sport und Turbo. Also von sehr zurückhaltend bis ganz schön kraftvoll.
Die Reichweiten gibt Trenoli mit 190 bis 230 Kilometer an. Klar: Wer mit Minimalunterstützung ohne Gegenwind in der Ebene mit nicht mehr als 20 km/h unterwegs ist, schafft das locker. Im realistischen MTB-Einsatz mit reichlich Steigungen und auch mal ein bisschen mehr Hilfe aus dem Mittelmotor sind mit dem 500 Wh-Akku 100 bis 120 Kilometer realistisch. Dass E-Biken ja kein Mofa-Fahren mit Strom, sondern auf Wunsch eine durchaus anstrengende und schweißtreibende, konditionsfördernde Angelegenheit ist, stellen Neulinge schnell fest. Das ist ja das besonders Schöne daran: Wer mehr strampelt, wird auch mit mehr E-Power belohnt. Und zwar direkt und ansatzlos.
Die Bedienung der E-Einheit ist einfach:
Einschalten, gewünschten Unterstützungsgrad einstellen, losfahren. Mehr braucht es nicht, um mal mehr, mal weniger zügig durchzustarten. Natürlich funktionieren die E-MTB auch ganz ohne Antrieb. Dass dabei vor allem beim Losfahren das Gewicht von rund 25 Kilo deutlich zu spüren ist, ist nicht wirklich überraschend.
Tatsächlich eine Überraschung ist aber die Tatsache, dass man in der Ebene häufig ganz ohne Strom fährt, weil der Motor wegen der gesetzlichen Vorschriften bei 25 km/h die Arbeit einstellen muss. Wer sich ein bisschen bis zu diesem Limit helfen hat lassen, schafft den Sprung bis auf Dauertempo 28 bis 30 recht locker. Und bei jeder Steigung schaltet sich ab Tempo 25 sehr dezent der Motor wieder zu. Das sorgt für sehr hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten, im Test sind es letztlich rund 22 km/h - was aber natürlich auch an sehr zügigen Bergabfahrten liegt.
Die Shimano Deore SLX 10-Gangkettenschaltung im Rudivo SLX und die Deore XT mit ebenfalls zehn Gängen im Ruvido XT passen gut ins Gesamtkonzept. Sie ermöglichen auch das Erklimmen sehr steiler Anstiege und sind auf der anderen Seite lang genug übersetzt, um auch noch bei 35 km/h nicht wie verrückt strampeln zu müssen. Die Sitzhaltung auf den Mountainbikes mit Hardtail (also ohne Federung hinten) ist zwar sportlich, aber durchaus über lange Etappen auszuhalten.
Das schwere Bosch-Netzteil ist nicht unbedingt als Reisegepäck geeignet, das Aufladen an der Haushaltssteckdose dauert bei komplett leerem Akku um die drei Stunden. Eine volle Akku-Ladung kostet zwischen zehn und 15 Cent - das ist also durchaus noch überschaubar. An den zwei Trenoli-Bikes gibt es während des Tests keinerlei Probleme oder Pannen mit den Stromspeichern und der Antriebseinheit. Die Kombination aus Treten und Zusatzkraft funktioniert perfekt und unauffällig, bei niedrigem Tempo und kleinem Gang ist der Antrieb teilweise recht deutlich zu hören, wenn's schneller vorangeht, gibt es praktisch keinen Unterschied mehr zu einem stromlosen Rad.
Welche Erkenntnisse bleiben nach dem Langzeit-Test mit den beiden Trenoli-Rädern, die mit 2.699 (SLX) und 3.099 Euro in der Preisliste stehen? Einmal die Erleuchtung, dass E-Biken, gerade mit einem Mountainbike, ganz und gar keine Frage des (fortgeschrittenen) Alters ist: Die je nach Wunsch, Kondition und Tagesform frei wählbare Unterstützung in anstrengenden Passagen macht auch jüngeren Leuten Spaß, die normalerweise bei langen Bergetappen streiken würden. Begeisternd ist die Freude über lange, gerne auch anstrengende Touren hin zu Zielen, die ohne Strom einfach nicht zu schaffen wären. Faszinierend ist die breite Palette an Möglichkeiten der Fortbewegung: vom rasanten kleinen Feierabend-Trip zum nächsten Aussichtspunkt bis zur 120-Kilometer-Etappe mit vollem Körpereinsatz.
Deutlich wurde beim ausführlichen Test auch, dass der kleinere Akku mit 400 Wh für Normalradler locker für lange Touren reicht, wenn sie bereit sind, selbst ordentlich in die Pedale zu treten. Wer unentwegt auf sehr lange Touren mit sehr vielen Höhenmetern geht, sollte aber die rund 150 Euro für den 500 Wh-Akku drauflegen.
Ähnliches gilt für die Wahl zwischen Performance Line und Performance Line CX:
Das noch einen Tick höhere Drehmoment der CX-Version (75 statt 63 Nm) ist nett, muss aber normalerweise nicht sein. Sinn macht es bei Radlern, die aus welchen (auch gesundheitlichen) Gründen auch immer eine stärkere Unterstützung brauchen. Und über dem Spaßfaktor muss man gar nicht viel sagen. Den erkennt man unschwer am breiten Grinsen aller Elektrofahrräder-Neulinge nach der ersten Test-Runde mit eingebautem Rückenwind.
mid/rhu, Bildunterschrift: mid Groß-Gerau - Die Modellreihe Ruvido steht bei Trenoli für E-Mountainbikes mit Bosch-Technik und Shimano-Komponenten mit Hardtail, also ohne Hinterradfederung.
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Die Antriebskomponenten sind sowieso Stand der Technik, die beiden getesteten 27,5-Zoll-Mountainbikes haben Zutaten von Marktführer Bosch eingebaut, einmal den Performance Line-Motor mit 400 Wh-Akku oder den Performance Line CX-Motor plus 500 Wh. Beide liefern per Tastendruck ihre Unterstützung in den Stufen Eco, Tour, Sport und Turbo. Also von sehr zurückhaltend bis ganz schön kraftvoll.
Die Reichweiten gibt Trenoli mit 190 bis 230 Kilometer an. Klar: Wer mit Minimalunterstützung ohne Gegenwind in der Ebene mit nicht mehr als 20 km/h unterwegs ist, schafft das locker. Im realistischen MTB-Einsatz mit reichlich Steigungen und auch mal ein bisschen mehr Hilfe aus dem Mittelmotor sind mit dem 500 Wh-Akku 100 bis 120 Kilometer realistisch. Dass E-Biken ja kein Mofa-Fahren mit Strom, sondern auf Wunsch eine durchaus anstrengende und schweißtreibende, konditionsfördernde Angelegenheit ist, stellen Neulinge schnell fest. Das ist ja das besonders Schöne daran: Wer mehr strampelt, wird auch mit mehr E-Power belohnt. Und zwar direkt und ansatzlos.
Die Bedienung der E-Einheit ist einfach:
Einschalten, gewünschten Unterstützungsgrad einstellen, losfahren. Mehr braucht es nicht, um mal mehr, mal weniger zügig durchzustarten. Natürlich funktionieren die E-MTB auch ganz ohne Antrieb. Dass dabei vor allem beim Losfahren das Gewicht von rund 25 Kilo deutlich zu spüren ist, ist nicht wirklich überraschend.
Tatsächlich eine Überraschung ist aber die Tatsache, dass man in der Ebene häufig ganz ohne Strom fährt, weil der Motor wegen der gesetzlichen Vorschriften bei 25 km/h die Arbeit einstellen muss. Wer sich ein bisschen bis zu diesem Limit helfen hat lassen, schafft den Sprung bis auf Dauertempo 28 bis 30 recht locker. Und bei jeder Steigung schaltet sich ab Tempo 25 sehr dezent der Motor wieder zu. Das sorgt für sehr hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten, im Test sind es letztlich rund 22 km/h - was aber natürlich auch an sehr zügigen Bergabfahrten liegt.
Die Shimano Deore SLX 10-Gangkettenschaltung im Rudivo SLX und die Deore XT mit ebenfalls zehn Gängen im Ruvido XT passen gut ins Gesamtkonzept. Sie ermöglichen auch das Erklimmen sehr steiler Anstiege und sind auf der anderen Seite lang genug übersetzt, um auch noch bei 35 km/h nicht wie verrückt strampeln zu müssen. Die Sitzhaltung auf den Mountainbikes mit Hardtail (also ohne Federung hinten) ist zwar sportlich, aber durchaus über lange Etappen auszuhalten.
Das schwere Bosch-Netzteil ist nicht unbedingt als Reisegepäck geeignet, das Aufladen an der Haushaltssteckdose dauert bei komplett leerem Akku um die drei Stunden. Eine volle Akku-Ladung kostet zwischen zehn und 15 Cent - das ist also durchaus noch überschaubar. An den zwei Trenoli-Bikes gibt es während des Tests keinerlei Probleme oder Pannen mit den Stromspeichern und der Antriebseinheit. Die Kombination aus Treten und Zusatzkraft funktioniert perfekt und unauffällig, bei niedrigem Tempo und kleinem Gang ist der Antrieb teilweise recht deutlich zu hören, wenn's schneller vorangeht, gibt es praktisch keinen Unterschied mehr zu einem stromlosen Rad.
Welche Erkenntnisse bleiben nach dem Langzeit-Test mit den beiden Trenoli-Rädern, die mit 2.699 (SLX) und 3.099 Euro in der Preisliste stehen? Einmal die Erleuchtung, dass E-Biken, gerade mit einem Mountainbike, ganz und gar keine Frage des (fortgeschrittenen) Alters ist: Die je nach Wunsch, Kondition und Tagesform frei wählbare Unterstützung in anstrengenden Passagen macht auch jüngeren Leuten Spaß, die normalerweise bei langen Bergetappen streiken würden. Begeisternd ist die Freude über lange, gerne auch anstrengende Touren hin zu Zielen, die ohne Strom einfach nicht zu schaffen wären. Faszinierend ist die breite Palette an Möglichkeiten der Fortbewegung: vom rasanten kleinen Feierabend-Trip zum nächsten Aussichtspunkt bis zur 120-Kilometer-Etappe mit vollem Körpereinsatz.
Deutlich wurde beim ausführlichen Test auch, dass der kleinere Akku mit 400 Wh für Normalradler locker für lange Touren reicht, wenn sie bereit sind, selbst ordentlich in die Pedale zu treten. Wer unentwegt auf sehr lange Touren mit sehr vielen Höhenmetern geht, sollte aber die rund 150 Euro für den 500 Wh-Akku drauflegen.
Ähnliches gilt für die Wahl zwischen Performance Line und Performance Line CX:
Das noch einen Tick höhere Drehmoment der CX-Version (75 statt 63 Nm) ist nett, muss aber normalerweise nicht sein. Sinn macht es bei Radlern, die aus welchen (auch gesundheitlichen) Gründen auch immer eine stärkere Unterstützung brauchen. Und über dem Spaßfaktor muss man gar nicht viel sagen. Den erkennt man unschwer am breiten Grinsen aller Elektrofahrräder-Neulinge nach der ersten Test-Runde mit eingebautem Rückenwind.
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