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Auf der Suche nach dem schönen Auto

19 September, 2015

Im Umgang mit den neuen Autos auf der IAA in Frankfurt liegt eine nicht zu überbrückende Schwierigkeit:

Ihre Schönheit offenbart sich nach innen. In den modernen Autos existieren die unsichtbare Schönheit der Schaltkreise, das Ebenmaß der Halbleiter und die Verführung der schnellsten Verbindung mit dem weltweiten Netz der globalen Kommunikation. Das Auto als fahrendes Smartphone. Konnektivität auf Fingertip oder Gestensteuerung. Alles Vorgänge ohne sichtbare und begreifbare Sinnlichkeit.
Das erschwert die Suche nach dem schönen Auto, nach der heißkalten Emotion, nach dem Objekt einer Begierde, die mit trunkenen Sinnen die Versuchung der Hingabe nicht meidet, sondern danach trachtet, ihr mit Haut und Haar zu erliegen. Ein Auto zu entdecken, auf dieser riesigen, unüberblickbaren, verwirrenden Autoausstellung, das den Betrachter fängt, nicht eher loslässt, bis er Haus und Hof verkauft hat, Frau und Kinder in die Heimarbeit zwingt und ihn selbst unter jedes Joch zwingt, das auch nur eine geringe Chance auf jenen Ertrag zeigt, mit dem sein Objekt der Begierde heim zu führen wäre. Denn Schönheit kann nicht billig sein.
Oder sie ist überhaupt nicht zu kaufen. Denn im klassischen Verständnis der automobilen Schönheit zieht sie im Kleid der Studie oder des Prototypen, als Vorbote eines künftigen Seriengeschöpfes herauf. Auf der Suche nach dem schönen Auto gibt es natürlich bewährte Adressen, die es lohnt, aufzusuchen. Das waren früher die Italiener. Fiat baut klobige Kästen, Alfas Giulia droht vor Kraft zu platzen, und Ferrari macht in Mittelmotor-Design.
Auch Porsche gehörte bislang nur selten dazu. Aber das beginnt, sich jetzt zu ändern. Natürlich sind es delikate Sportwagen, ob mit zwei Sitzen oder mit vieren und manche sehen aus wie SUVs. Aber im Inneren sind sie Geräte, sind sie "porschige" Fahrzeuge, deren Eigenschaften nicht auf Schnelligkeit beschränkt sind, sondern die höchstmögliche Präzision zum Inhalt haben. Wenn sich dadurch Schönheit ergibt, wird das bei Porsche eher in Kauf genommen, als zum wichtigsten Ziel erklärt.
Das ist bei einem unerhörten Entwurf mit einem verstörenden Namen anders: "Mission e" soll der Blick voraus auf einen entstehenden Elektro-Porsche sein und er zeigt, wie klar diese Zukunft sein kann, ja, auf unerwartete Weise gesteigert, wie ein Ur-Elfer aus der Zukunft, tritt dieses Missions-Auto auf: Vor allem ist die Karosserie reduziert, die Form zurück definiert auf ihren Ursprung der komprimierten Funktion des präzisen Gehorchens auf die Befehle des Fahrers.
In Mission e tritt erstmals der Porsche aus einer Zeit auf, die das unkontrolliert Dickliche vergessen lässt. Er ist schlank und rein und pur wie der Strom, der ihn antreibt und er trägt ein Kleid aus klarer Einfachheit und einer zwingenden, formalen Logik. Gleichzeitig sind die ewigen Gene des Porschehaften derart überzeugend erhalten geblieben, dass Mission e die freilich unerlaubte Frage aufwirft: Warum erst jetzt?
Und dann lebt natürlich die Überlegung auf: Könnte man sich diese Mission-Schöpfung auch mit einem Verbrennungsmotor vorstellen? Mit jener Klangfärbung in den motorischen Äußerungen, die einfach aus dem "porschigen" Wegfahren entsteht. Dazu fügt sich eine Kultur des Designs, die vielleicht zuletzt in den Übungen der Spartaner oder fernöstlichen Kampfsports zum Ausdruck kam.
Keine Überflüssigkeiten trägt dieser Porsche vor, keine Bügelfalten und keine Schminke, aber er ist nicht nur der nackten Funktion verpflichtet, sondern eben jener Eigenschaft des Automobils, die auf dieser IAA des Jahres 2015 ganz einfach aufzuspüren ist: Besucher, kommst Du nach Frankfurt, suche sofort die erste Halle hinter der Festhalle auf und verneige Dich vor der Mission e. Porsche unterstützt dabei die Mission Schönheit. Wolfgang Peters/mid mid/wp
Bildunterschrift: mid Frankfurt am Main - Ein Sportwagen auf fast lautloser Mission: der Porsche Mission E.

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