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Kleinwagen werden zu Kultautos

24 August, 2015

VW Polo, Skoda Fabia oder Hyundai i20 sind alltagstaugliche Kleinwagen. Im Straßenverkehr schwimmen

sie unauffällig mit. Doch bei der Rallye-WM verwandeln sie sich in echte Hingucker. Für die WM-Prüfungen zu denen auch die ADAC Deutschland Rallye gehört, bauen die Motorsport-Ingenieure der Fahrzeughersteller um zu schillernden kleinen Geschossen. Sie sind teilweise dreimal so leistungsstark wie die zugrundeliegenden Serienmodelle.
Auf der in diesem Jahr 374 km langen Strecke, die größtenteils aus Asphaltstraßen, aber auch aus Schotterpisten besteht, ging es steil in die Saar- und Mosel-Weinberge, auf deren Hängen diesmal nicht nur Rebstöcke, sondern auch Rallye-Fans in Positur standen. Ein paar Spritzer Rebensaft bekam auch der Polo R WRC des Siegers Sébastien Ogier (31) ab - bei der Siegerehrung vor der Porta Nigra in Trier. Da ließ der französische Rallye-Fahrer allerdings keinen Winzersekt, sondern gerüttelten Champagner überschäumen, wie es sich so für den internationalen Motorsport gehört.
Hyundai-Pilot Thierry Neuville (27), der 2014 auf dem Siegertreppchen stand, konnte seinen Titel in diesem Jahr nicht verteidigen. Der smarte Belgier mit seiner modischen orangefarbenen Brille landete auf Platz fünf. Hyundai ist erst vor zwei Jahren so richtig mit eigenem Team in den Motorsport eingestiegen und hatte mit Neuvilles Sieg gleich einen Volltreffer bei der World Rally Championship (WRC) gelandet. Neuville-Fans gab es genug am Pistenrand. Kaum ein anderer Fahrer bekam so viel Jubel ab. Und um seinen zumeist belgischen Fans zwischendurch eine kleine optische Freude zu bereiten, ließ Neuville seinen 221 kW/300PS starken Hyundai i20 WRC auf der Panzerplatte 40 Meter weit springen.
Im vergangenen Jahr hatte es Neuville noch so richtig krachen lassen, wenn auch unfreiwillig: Beim unkontrollierten Ausbrechen in einer Kurve überschlug sich das Fahrzeug und nahm so manchen Rebstock mit. Gleichwohl konnte das Service-Team den Wagen reparieren, und den Sieg trug Neuville ja dann auch noch davon. Diesmal fuhr der Belgier, der fließend Deutsch spricht, etwas zahmer, was seinem Hyundai zwar gut tat, nicht aber der Titelverteidigung. Immerhin gab es keinen Punktabzug beim Service-Check, denn das unlädierte Auto ließ sich in weniger als den maximal erlaubten 45 Bastel-Minuten nach der ersten Tagesfahrt wieder fit machen.
Insgesamt kann die Hyundai Motorsport GmbH zufrieden sein. Denn das Team aus
dem fränkischen Alzenau brachte nach insgesamt 374,43 Wertungskilometern alle vier eingesetzten Hyundai i20 WRC respektabel ins Ziel: Dank der Plätze vier und fünf von Dani Sordo und Thierry Neuville eroberte Hyundai Motorsport den formidablen 2. Platz in der Herstellerwertung.
Ist Hyundai sozusagen Novize im Motorsport, blickt Skoda auf eine lange Renn-Tradition zurück. Schon 1936 nahm die Marke an der Rallye Monte-Carlo teil. Allerdings fährt die tschechische VW-Tochter, anders als die Koreaner, bei der WRC nur in der 2. Liga. Es ist auch ein Jungspund, der für das Skoda-Team in den Fabia R5 steigt: der 22-jährige Fabian Kreim. Auch bei der WRC2 sind motorische Kraftpakete am Start: Unter der Haube des Skoda Fabia R5 Allrad röhrt ein Turbo-Vierzylinder, der aus 1,6 Litern Hubraum sportliche 205 kW/280 PS generiert. Mit seinem älteren Beifahrer Frank Christian (30). "Fabian Kreim hat viel Potential", sagt Andreas Leue, Manager Motorsport and Tradition bei Skoda, dem mid. Leider habe Kreim auf der Panzerplatte das Pech gehabt, durch einen Platten aufgehalten worden zu sein. Schließlich landete Kreim auf Platz 8. "Fabian fuhr in drei Prüfungen in die Top 3 der WRC 2. Das zeigt, dass er den nötigen Speed hat. Gleichzeitig wurde klar, wo er noch zulegen kann und muss", erklärt Leue.
Kreims 33 Jahre alter Markenkollege, der Tscheche Jan Kopecký, spielte dagegen all seine Routine aus und feierte gemeinsam mit seinem Copiloten Pavel Dresler den ersten WM-Sieg für den neuen Skoda Fabia R5 auf Asphalt. Und das mit dem großen Vorsprung von über vier Minuten nach 374,43 Wertungs-Kilometern.
Es geht bei solchen Sport-Ereignissen natürlich nicht nur um Zahlen, sondern um den Adrenalin-Kick, Motor-Sounds wie Trompeten-Stöße und Trommel-Schläge. Und für den Besitzer eines Kleinwagens kann es auch mal ganz reizvoll sein, das vertraute Modell in sportlichster Aktion zu sehen.

Die Top Ten der Rallye Deutschland 2015:
1. S. Ogier / J. Ingrassia (Volkswagen Polo R WRC) 3:35.49,5 Std.
2. J.-M. Latvala / M. Anttila (Volkswagen Polo R WRC) +23,0 Sek.
3. A. Mikkelsen / O. Fløene (Volkswagen Polo R WRC) +1.56,6 Min.
4. D. Sordo / M. Martí (Hyundai i20 WRC) +2.09,3 Min.
5. T. Neuville / M. Gilsoul (Hyundai i20 WRC) +2.33,8 Min.
6. E. Evans / D. Barritt (Ford Fiesta RS WRC) +2.52,1 Min.
7. M. Østberg / J. Andersson (Citroën DS3 WRC) +3.12,5 Min.
8. O. Tänak / R. Mõlder (Ford Fiesta RS WRC) +4.26,6 Min.
9. H. Paddon / J. Kennard (Hyundai i20 WRC) +4.46,8 Min.
10. S. Lefebvre / S. Prévot (Citroën DS3 WRC) +4.54,5 Min.
mid/wal

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