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Über die modernen Nothelfer

02 Mai, 2015

Nicht wenige Zeitgenossen werfen der Automobil-Industrie gern vor, längst nicht so innovativ zu sein, wie die

Unternehmen der Unterhaltungselektronik. Dieser Vorwurf ist falsch. Denn es gibt sie, die Innovationen. Nicht nur bei der Reinheit der Abgase oder beim Verbrauch, sondern gerade auch im Bereich der Sicherheit. Eine Schlüsselrolle hat hier vernetzte Elektronik inne.
Im vergangenen Jahr kamen europaweit 25 700 Menschen in Straßenverkehr ums Leben. Gegenüber 2013 war dies zwar nur ein Minus von einem Prozent, gegenüber 2012 war die 2013er-Quote allerdings um acht Prozent gesunken. Obwohl die Kurve 2014 abflachte, gibt es keinen vernünftigen Grund, weitere Erfolge auf dem Weg zum sicheren Straßenverkehr anzuzweifeln. Denn für Sicherheits-Systeme genutzte Elektronik öffnet der Unfallvermeidung Chancen, die vor wenigen Jahren noch undenkbar waren. Wer zum Beispiel die Systeme im neuen Volvo XC 90 zählt, kommt bis weit über 40 Komponenten. Und wie man es von den sicherheitsbewussten Schweden gewöhnt ist, ist das eine oder andere dieser Systeme eine Weltpremiere und dürfte bald Nachahmer finden.
So haben die Volvo-Ingenieure zum Beispiel ein System ersonnen, das die Folgen jenes Rodeos durch Gräben und über Böschungen mildert, das oft dem ungewollten Verlassen der Fahrbahn folgt. "Run off Road Protection" heißt das System, das mittels einer Videokamera und eines Sensors zur Überwachung des Fahrzeug-Niveaus erkennt, wenn das Auto die Straße verlässt. In den folgenden Sekunden sind Fahrer und Passagiere in ihren Sitzen heftigen, nicht kontrollierbaren Schleuderbewegungen ausgesetzt, denn das Auto ist ja in der Regel viel zu schnell für unebenes Gelände. Schwere Wirbelsäulenverletzungen drohen - und hier setzt die Run off Road Protection ein.
Zum einen straffen besonders leistungsfähige Systeme die vorderen Sicherheitsgurte in nur 0,1 Sekunden um bis zu zehn Zentimeter und fixieren Fahrer und Beifahrer dadurch fest in ihren Sitzen, bis das Auto steht. Zum anderen ist zwischen Sitz und Sitzgestell ein Deformations-Element untergebracht. Das mildert die harten Schläge um bis zu einem Drittel, die das im Gelände stoßende und stampfende Fahrzeug der Wirbelsäule verpasst, Das Risiko ernsthafter Wirbelsäulenverletzungen sinkt dadurch erheblich.
Im dünn besiedelten Schweden sind Alleinunfälle wie das Abkommen von der Straße für etwa 30 Prozent der Verkehrstoten verantwortlich, in Deutschland ist diese Unfallart die häufigste Unfallursache außerhalb geschlossener Ortschaften. Man darf davon ausgehen, dass solche Systeme wie "Run off Road Protection" von Volvo einen erkennbaren Effekt auf die Unfall-Statistik haben werden.
Das ist auch beim Kreuzungs-Assistenten zu erwarten, der zweiten Innovation im Volvo XC 90. Der verhindert ganz schlicht, dass der Fahrer beim Linksabbiegen in den Gegenverkehr gerät. Wieder sind hier Kameras im Spiel und intelligente Software, die früher als der Fahrer erkennen, dass in den nächsten Sekundenbruchteilen ein Auto in den Kreuzungsbereich fährt und die beim Abbiegen genutzte Fahrlinie kreuzt. Ein automatisches Abbremsen entschärft diese Situation und verhindert so Schlimmeres.
Alle für dieses System erforderlichen Komponenten, wie etwa die Umfeldsensorik und die ohne Zutun des Fahrers verzögernde Bremse, sind schon bekannt und in Gebrauch. Die Kunst der Entwickler bestand darin, ihre Qualitäten in neuen Systemen zusammenzuführen, die wieder eine Gefahrensituation entschärfen helfen. Kann diese Entwicklung immer so weitergehen? Nicht-Ingenieure haben da angesichts der vielen schon bekannten Sicherheitssysteme Zweifel. Was soll da noch groß kommen?
Nun ja, das dachten wir vor einigen Jahrzehnten, etwa bei der Einführung des ABS, des Airbags oder des ESP, auch. Heute sind diese Dinge schon im Kleinwagen so selbstverständlich wie der berührungsempfindliche Bildschirm eines Smartphones. Lassen wir uns also überraschen vom nächsten elektronischen Nothelfer, der das Autofahren wieder ein wenig sicherer macht. Er kommt ganz bestimmt.
Konrad Winterstein/mid mid/kw

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