Winterreifen: Kostet mehr Grip auch mehr Sprit?
03 Dezember, 2014
Für einen ärgerlichen Mehrverbrauch sorgen Winterreifen angeblich aufgrund ihres höheren Rollwiderstands. Doch stimmt die Formel "mehr Grip = mehr Sprit" überhaupt noch? Reifenexperten sehen etliche andere Gründe, warum Autofahren im Winter teurer ist.
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Das seit Anfang November 2012 für Neureifen vorgeschriebene EU-Reifenlabel macht keine Aussagen über die Wintereigenschaften, es weist aber Informationen über den Rollwiderstand, den Nassgriff und das Außengeräusch des Reifen aus. Zwar sind diese Werte von den Reifenherstellern selbst ermittelt, doch schneiden Sommerreifen bei dieser Bewertung allgemein besser ab als Winterprofile. Besonders beim Verbrauch dürfte sich das mit den Erfahrungen vieler Autofahrer decken. Im Sommer waren ihre Fahrzeuge bei genauer Betrachtung doch einiges sparsamer unterwegs. Haben die Reifenhersteller ein Problem, Winterreifen mehr Sparsamkeit anzuerziehen?
"Das Problem der höheren Verbräuche mit Winterreifen hat einen formalen Hintergrund", weiß Dr. Holger Lange, Leiter der Winterreifen-Entwicklung von Continental. "Die Ermittlung des Rollwiderstands aller Pkw- Reifen wird bei sommerlichen Temperaturen durchgeführt. Darunter leiden die Ergebnisse der Winterprofile, die dabei bisher im günstigsten Fall nur auf die Einstufung "C" kommen, während Sommerreifen auch den Bestwert "A" erreichen. Ausgehend von einem Durchschnittsverbrauch von 6,6 l/100 km erhöht sich der Verbrauch theoretisch um 0,22 l/100km." Die Differenz zwischen einem Labelwert-A-Reifen und einem mit dem Wert "G" beträgt sogar bis zu über 0,66 l/100 km.
Da die Temperaturen beim realen Einsatz von Winterreifen aber in der Regel niedriger liegen, als bei der Labelwert-Messung, ist der tatsächliche Verbrauchsunterschied aufgrund der Bereifung doch ein ganzes Stück geringer. Schließlich verformen sich die mit feinen Einschnitten versehenen Profilblöcke dann weniger als bei milden Außentemperaturen. In der Praxis stehen dagegen sowieso andere Faktoren dafür, dass der Verbrauch in der kalten Jahreszeit im Vergleich zu den im Sommer erzielbaren Werten höher ausfällt. Dafür sorgen etwa die tiefen Umgebungstemperaturen, bei der die Motoren länger bis zum Erreichen der optimalen Betriebstemperatur brauchen.
Weitere Energiefresser stellen elektrisch beheizbare Scheiben, Sitz- und Lenkradheizungen sowie häufigere Fahrten mit Beleuchtung dar, aber auch höhere Rollwiderstände aufgrund von Regen, Schnee und Schneematsch. Die Energie für die elektrischen Komforthelfer, die in der dunklen, kälteren Jahreszeit öfter eingesetzt werden, stellt der Generator bereit, der letztlich auch durch Kraftstoff angetrieben ist. So ist es eindeutig zu kurz gesprungen, den winterlichen Mehrverbrauch einfach den Winterreifen anzulasten.
Dennoch: "Die Entwickler haben hier einen Zielkonflikt", weiß Dr. Lange, "Guter Schnee- und Nassgriff und niedriger Rollwiderstand sind nicht so einfach unter einen Hut zu bringen. Wir haben hier eine gute Lösung gefunden, auch wenn für Continental vor allem die Sicherheit Priorität hat." Da wundert es nicht, wenn die Reifenexperten aus Hannover praxisorientierte Spartipps mit hochgezogenen Augenbrauen quittieren, etwa wenn Autofahrer im Winter schmalere, kleinere Reifen einsetzen wollen als im Sommer. Denn diese Praxis gilt durch neue Reifen-Technologien schon lange als überholt. Die Fachleute empfehlen heute exakt das Gegenteil, nämlich Breitreifen auch im Winter. mid/ld
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"Das Problem der höheren Verbräuche mit Winterreifen hat einen formalen Hintergrund", weiß Dr. Holger Lange, Leiter der Winterreifen-Entwicklung von Continental. "Die Ermittlung des Rollwiderstands aller Pkw- Reifen wird bei sommerlichen Temperaturen durchgeführt. Darunter leiden die Ergebnisse der Winterprofile, die dabei bisher im günstigsten Fall nur auf die Einstufung "C" kommen, während Sommerreifen auch den Bestwert "A" erreichen. Ausgehend von einem Durchschnittsverbrauch von 6,6 l/100 km erhöht sich der Verbrauch theoretisch um 0,22 l/100km." Die Differenz zwischen einem Labelwert-A-Reifen und einem mit dem Wert "G" beträgt sogar bis zu über 0,66 l/100 km.
Da die Temperaturen beim realen Einsatz von Winterreifen aber in der Regel niedriger liegen, als bei der Labelwert-Messung, ist der tatsächliche Verbrauchsunterschied aufgrund der Bereifung doch ein ganzes Stück geringer. Schließlich verformen sich die mit feinen Einschnitten versehenen Profilblöcke dann weniger als bei milden Außentemperaturen. In der Praxis stehen dagegen sowieso andere Faktoren dafür, dass der Verbrauch in der kalten Jahreszeit im Vergleich zu den im Sommer erzielbaren Werten höher ausfällt. Dafür sorgen etwa die tiefen Umgebungstemperaturen, bei der die Motoren länger bis zum Erreichen der optimalen Betriebstemperatur brauchen.
Weitere Energiefresser stellen elektrisch beheizbare Scheiben, Sitz- und Lenkradheizungen sowie häufigere Fahrten mit Beleuchtung dar, aber auch höhere Rollwiderstände aufgrund von Regen, Schnee und Schneematsch. Die Energie für die elektrischen Komforthelfer, die in der dunklen, kälteren Jahreszeit öfter eingesetzt werden, stellt der Generator bereit, der letztlich auch durch Kraftstoff angetrieben ist. So ist es eindeutig zu kurz gesprungen, den winterlichen Mehrverbrauch einfach den Winterreifen anzulasten.
Dennoch: "Die Entwickler haben hier einen Zielkonflikt", weiß Dr. Lange, "Guter Schnee- und Nassgriff und niedriger Rollwiderstand sind nicht so einfach unter einen Hut zu bringen. Wir haben hier eine gute Lösung gefunden, auch wenn für Continental vor allem die Sicherheit Priorität hat." Da wundert es nicht, wenn die Reifenexperten aus Hannover praxisorientierte Spartipps mit hochgezogenen Augenbrauen quittieren, etwa wenn Autofahrer im Winter schmalere, kleinere Reifen einsetzen wollen als im Sommer. Denn diese Praxis gilt durch neue Reifen-Technologien schon lange als überholt. Die Fachleute empfehlen heute exakt das Gegenteil, nämlich Breitreifen auch im Winter. mid/ld
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