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Motorrad: Mehr Spaß und Sicherheit durch elektronische Dämpfung

10 Januar, 2014

Eine ganz neue Art der Stoßdämpfer sorgen in Zukunft bei Motorrädern für Komfort: elektronisch geregelte Dämpfungssysteme. Sie passen sich automatisch dem jeweiligen Fahrverhalten individuell an.

Continuous Damping Control (CDC) gibt es seit 2013 für Motorräder. Die speziellen CDC-Ventile werden in Schweinfurt gefertigt. Im italienischen Werk werden sie in die Federbeine und Telegabeln eingebaut.
Technische Grundlage des Systems ist ein elektromagnetisch geregeltes Proportional-Ventil. Dieses verengt oder weitet den Ölfluss innerhalb des Dämpfers, was die Dämpfungsabstimmung straff oder komfortabel macht. Im Gegensatz zu der vorgegebenen Kennlinie eines konventionellen Dämpfers bietet das System CDC ein Kennfeld, über das die Dämpfung eingestellt werden kann. Sensoren analysieren die aktuelle Fahrsituation hinsichtlich Fahrbahnzustand, Fahrzeuggeschwindigkeit sowie Fahreraktionen und übermitteln diese an die Steuereinheit. Daraus errechnet eine Steuerungs-Software innerhalb von Millisekunden die für die jeweilige Fahrsituation erforderliche Dämpfkraft und stellt sie über das Ventil ein.
Gegenüber dem Einbau im Pkw ergeben sich beim Motorrad jedoch einige wichtige Unterschiede: Die Fahrzeuggeometrie ist völlig anders; größer sind auch die Radlastverschiebungen beim Bremsen, Beschleunigen und in der Kurvenschräglage. Zudem sind die Schwankungen zwischen Leergewicht, normaler Zuladung und Soziusbetrieb höher, auch ein verändertes Schwingungsverhalten von Motorrädern ist zu berücksichtigen. Außerdem steht beim Motorrad einfach weniger Platz zur Verfügung, weshalb das Proportional-Ventil im Federbein untergebracht werden muss. Für all diese Anforderungen konfigurierten die ZF-Ingenieure Ventil-Einzelteile für die Motorrad-CDC-Dämpfer neu.
Doch die Vorteile rechtfertigen den Aufwand, denn das CDC passt die Dämpfkraft für jedes Rad kontinuierlich in Echtzeit an die jeweilige Fahrsituation an. Bei der Fahrt über schlechten Fahrbahnbelag werden die Fahrwerksbewegungen viel effektiver gedämpft als bei konventionellen Dämpfern. Dadurch steigt der Komfort. Die variable Dämpfung sorgt für besseren Fahrbahnkontakt, die Reifenaufstandsfläche bleibt konstanter, daher steigt die Sicherheit beim Bremsen, Beschleunigen und in Schräglage. Auch ein zu starkes Eintauchen der Vordergabel beim Bremsen lässt sich durch eine straffer werdende Vorderraddämpfung verhindern. Beim Sport-Motorrad macht das präzise Fahrwerk-Feedback schnelleres und präziseres Umlegen möglich, weniger störende Fahrwerksbewegungen münden hier in eine schnellere und sichere Fahrt, die zudem weniger Kraftaufwand erfordert. Nicht zuletzt stellt sich das Dämpfungssystem CDC auf jede Zuladung ein: Motorradfahrer müssen also nicht - wie bei Bikes mit konventioneller Dämpfung erforderlich - das Fahrwerk vor einem Sozius-Einsatz manuell justieren.
Das System bietet den Motorradherstellern viele Gestaltungsmöglichkeiten: Beispielsweise kann auch der Fahrer selbst zwischen komfortabler und sportlicher Fahrwerk-Basiseinstellung während der Fahrt wählen, mit der zugleich die Motorcharakteristik beeinflusst wird. Bei BMW fährt das Supersport-Motorrad HP4 mit dem System vor. Das auf Höchstleistung in puncto Geschwindigkeit, Handlichkeit und Komfort ausgelegte "High Performance"-Modell HP4 mit 142 kW/193 PS ist mit serienmäßigem CDC für 20 500 Euro zu haben. Darüber hinaus ist CDC derzeit für Reise-Enduros von BMW, Ducati, Aprilia erhältlich, allerdings als aufpreispflichtiges Zubehör.
Der Automobil-Zulieferer hat dabei schon seit 1994 rund 14 Millionen CDCs für Pkw, Nutzfahrzeuge und Reisebusse produziert. Diese finden unter anderem bei Audi, Bentley, BMW, Maserati, Rolls-Royce, Mercedes-Benz, Porsche und Volkswagen Verwendung. Thilo Kozik/mid mid/rkm

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