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Ausprobiert: Ein Fendt zum Zusammenschrauben

17 Dezember, 2012

Die Idee erinnert an längst vergangene Kindertage: Man nehme allerlei Metallstäbe und -plättchen und schraube sie zu einem Fahrzeug zusammen.

Den guten alten Metallbaukasten hat Tronico wieder aufleben lassen und bietet mehrere Schlepper, Anhänger und Baufahrzeuge im Maßstab 1:16 an. Der Fendt 313 Vario zählt mit 735 Teilen dabei sogar noch zu den kleineren „Junior“-Modellen im Programm. Die stolze Anzahl resultiert vor allem aus den immens vielen Schrauben und Muttern.

Das Bild des fertigen Schleppers auf der Schachtel kann sich zunächst einmal sehen lassen: Die Metallstücke sind verschiedenfarbig, Scheinwerfer und Rücklichter sind aus kleinen Gummi-Ringen nachgebildet und selbst angedeutete Rückspiegel sowie Anhängerkupplung fehlen nicht. Lediglich die Felgen und der Auspuff sowie der Sitz und das Lenkrad sind aus Plastik geformt. Für den letzten Schliff sorgen noch zwei Aufkleber. Als Werkzeuge sind ein Schraubenzieher und zwei Ringschlüssel dabei. Rund 1,1 Kilogramm wiegt der Fendt, wenn alles zusammengefügt ist.

Das allerdings ist leichter gesagt als getan. Die Altersangabe ab acht Jahren scheint extrem optimistisch, auch wenn der Hersteller mit pädagogischen Argumenten wie Schulung der Feinmotorik, des logischen Denkens und der Koordination wirbt. Bereits beim zweiten Schritt der detaillierten Bauanleitung kommen selbst Erwachsene ein wenig ins Grübeln. Erschwert wird die Schrauberei dadurch, dass die Montageskizzen bei den jeweiligen Bauabschnitten nicht die Reihenfolge des Zusammensetzens der Teile angibt. Da kann es schon einmal passieren, dass bereits miteinander verbundene Metallstücke wieder getrennt werden müssen, um vernünftig Schraube und Mutter an anderer Stelle festziehen zu können.

Doch es gibt noch mehr Hindernisse. Die längste der drei Schraubenarten weist zwar die angegebene Länge auf, erwies sich aber stellenweise dennoch als zu kurz. So mussten wir beispielsweise beim Lenkrad auf eine von zwei Kontermuttern verzichten, weil nicht mehr ausreichend Gewinde vorhanden war. Schwierigkeiten bereiteten auch manche Abschnitte, in denen von zwei Seiten Muttern oder Schrauben im wahrsten Sinne des Wortes anecken, so dass die Teile nicht ganz gerade aufeinanderliegen oder zum Beispiel die Scheinwerfer etwas nach schräg außen gerichtet sind. An einer Stelle ließen wir daher sogar eine Schraube weg (ohne dass die Konstruktion darunter leiden musste).

Neben viel Fingerfertigkeit – hier wünscht man sich hin und wieder tatsächlich die Hände eines achtjährigen Kindes – ist ein scharfes Auge gefragt: Nicht immer ist eindeutig zu erkennen, ob ein bestimmtes Teil nun über oder unter einem anderen angebracht werden soll. Hinzu kommt, dass einige Metallteile auch noch gebogen werden müssen, wobei der Grad der Verformung zunächst nur erraten werden kann und sich erst zum Schluss bei der Endmontage genauer ergibt. Spätestens hier dürften jüngere Metallbauer endgültig überfordert sein. Ärgerlich war, dass an einigen grünen Teilen durch die Kaltverformung die Farbe stellenweise abblätterte.

Wer nach dem Bau der fünf größeren Einzelkomponenten meint, nun ginge es zügig dem Ende zu, der irrt. Das weitere Zusammensetzen gestaltet sich ebenfalls nicht so einfach, denn Schrauben und Muttern müssen stellenweise in recht verwinkelten Ecken zueinanderfinden. So empfiehlt sich zum Beispiel beim Anbringen der Motorhaube, noch einmal den Sitz zu lockern und nach hinten zu drehen, um mehr Spielraum für das Werkzeug und die Finger zu bekommen. Selbst die hinteren Kotflügel können einige Zeit in Anspruch nehmen, bis alles passt. Zum Glück ist das Metall biegsam. So lässt sich die eine oder andere Ungenauigkeit schnell wieder geraderücken.

Am Ende – in unserem Fall nach über acht Stunden – entsteht ein ansprechendes Modell, das den Schrauber mit Stolz erfüllt. Der Tronico-Fendt überrascht aber nicht nur durch seine liebevolle Gestaltung. Er weist auch hervorragende Rolleigenschaften und einem erstaunlich guten Geradeauslauf auf, den man dem „Eigenbau“ gar nicht zugetraut hätte. Neben ein paar Schrauben und Muttern, die als Reserve gegen Verlust beigelegt sind, blieb nur ein kleiner Wermutstropfen: Die „Fendt 313 Vario“-Schriftzüge, die als Letztes anzubringen sind, waren in unserem Fall leider bereits verblasst oder abgeblättert und nicht mehr lesbar. Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass das Problem bislang nicht aufgetaucht sei. Eine Ersatzlieferung wurde sofort angeboten. Von den vermeintlich zu kurzen Schrauben ist bei der RCEE GmbH in Bremen, die hinter der Marke Tronico steckt, ebenfalls nichts bekannt. Vielleicht haben wir aber auch einfach nur etwas falsch gemacht.

Mit 29,95 Euro ist der Junior-Baukasten erstaunlich günstig. Die Fertigung in China macht’s möglich. Entwicklung und Design sind aber Made in Germany. ampnet/jri

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