Mercedes-Benz S-Klasse Guard: 210 km/h schneller Panzer
27 Mai, 2011
Einen kleinen Einblick in die Produktion ihrer gepanzerten Fahrzeuge hat jetzt Mercedes-Benz in Sindelfingen gestattet. Das ist selten. Denn Diskretion und Geheimhaltung sind hier oberstes Gebot. Doch jetzt konnte auf einem alten
Militärflugplatz in Malmsheim bei Stuttgart auch die Agilität der schweren Fahrzeuge getestet werden. Dabei gibt es die Guard-Modelle als Staatslimousine "Pullman" auf Basis einer gestreckten S-Klasse, als normale S-Klasse sowie als E- und G-Klasse.
Die aktuellen Guard-Modelle können je nach der Schutzklasse Kurzwaffen- und Gewehrschüsse verkraften, Handgranaten abwehren und zum Teil auch Gasangriffe überstehen. Bei solch einer Aktion helfen die Sauerstoffflaschen im Kofferraum. Während die Lüftung automatisch still gelegt wird, sperrt Überdruck in der Fahrgastzelle die angreifenden Kampfmittel aus. Behörden wie das Bundeskriminalamt erhalten auf Wunsch eine unsichtbare Schießscharte, aus denen die Personenschützer zur Gegenattacke übergehen können.
Kernprodukt der Sonderschutz-Fahrzeuge ist die aktuelle S-Klasse. Von außen sieht man den Fahrzeugen ihre besonderen Sicherheits-Qualitäten nicht an. Darauf ist man besonders stolz. Die vielen Extras fließen bereits beim Fertigen des Fahrzeugs in die Produktion ein und lassen sich auf den ersten Blick nicht entdecken. Doch bereits beim Öffnen der Tür merkt man den Unterschied: Die 150 Kilogramm statt sonst 35 Kilogramm schwere Tür lässt sich nicht mit dem kleinen Finger öffnen und die Fenster aus Panzerglas plus der Polycarbonat-Schicht gestatten zwar einen Blick nach draußen, doch bei schrägem Blickwinkel erscheint die Außenwelt leicht verzerrt. Insgesamt fährt ein Guard-Modell der S-Klasse "das Gewicht einer E-Klasse" zusätzlich spazieren.
Dieses Sicherheits-Päckchen verteilt sich über das gesamte Auto: Die Schutzelemente für Türen, Rückwand, Seitenteile, Fahrzeughimmel oder Stirnwand werden in die Rohkarosse integriert. Dabei erhält die komplette Fahrgastzelle eine Art Rüstung. Selbst Dachholme, Türschlösser, Türspalten sowie die Außenspiegelbefestigungen bleiben davon nicht verschont. Potenzielle Schwachstellen sind besonders gesichert. Beispiel: Geschosse aus Pistolen und Gewehren treffen bei den Karosseriespalten, den Türen oder den Übergängen von Metall zu Glas auf ein ausgeklügeltes, überlappendes System, um sie am Eindringen zu hindern. Bei einer Versuchsreihe zu Demonstrationszwecken im werkseigenen Schießstand zeigten sich die anwesenden russischen Journalisten besonders interessiert.
Die S-Klasse in der Guard-Ausführung wurde vom Beschussamt Ulm zertifiziert, nachdem 250 Schuss auf einen Prototypen abgegeben worden waren. Handgranaten aufs Dach und unter den Fahrzeugboden platziert konnten den Dummys im Innenraum keinen körperlichen Schaden zufügen. Und der eingejagte Schrecken wird bei solchen Puppen ja bekanntlich nicht gemessen.
Angetrieben wird der S 600 Guard von einem Zwölfzylinder-Biturbo-Triebwerk mit 5 513 ccm Hubraum aus der Serienproduktion mit 380 kW/517 PS. Das Drehmoment von 830 Nm steht bei 1 900 Umdrehungen in der Minute zur Verfügung. Auf den abgesteckten Strecken auf dem Militärflugplatz in Malmsheim bewegte sich damit das schwere Gerät agil und locker. Sicherlich schiebt und drückt das Gewicht. Aber die Kurven sind leicht zu nehmen und die Verzögerungswerte liegen dank Doppelbremsscheiben nach Angaben der Stuttgarter Ingenieure nahe denen der normalen S-Klasse. Auch die Sprinter-Qualitäten der Karosse blieben erhalten, nur die Geschwindigkeit wurde auf 210 km/h begrenzt. Sicherlich noch schnell genug, um die Flucht zu ergreifen. Die Spezialreifen von Michelin machen das übrigens mit. Der innenlaufende Hartgummi-Stützring sichert ein Fortkommen mit bis zu 80 km/h auch nach einem gezielten Angriff auf die Pneus. In Bewegung bleiben ist alles, wenn es ums Überleben geht, wissen die Guard-Spezialisten aus jahrzehntelanger Erfahrung.
Knapp 400 000 Euro müsste man für eine so aufgerüstete S-Klasse hinlegen. Die Nachfrage wächst. Alle zwei Tage verlässt ein Guard die Manufaktur in Sindelfingen. Ein besonders großer Bedarf an Automobilen in Sonderschutzausführung besteht derzeit in Lateinamerika, wo sich vor allem die gepanzerten E-Klasse-Limousinen aus mexikanischer Produktion großer Beliebtheit erfreuen. Aber auch Südafrika und Südeuropa sowie der Nahe und der Mittlere Osten und Asien melden immer häufiger Bedarf an. In Mitteleuropa und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion sind vor allem Guard-Modelle der S-Klasse, aber auch der G-Klasse, in der Höchstschutz-Stufe gefragt. Aber ein wenig sucht sich Mercedes die Kunden schon aus. Hat ein Käufer ganz offensichtlich einen schlechten Ruf, muss er sich einen anderen Schutz als den mit dem Stern aus Stuttgart suchen. Helmut Weinand/mid Bildquelle:Weinand
Die aktuellen Guard-Modelle können je nach der Schutzklasse Kurzwaffen- und Gewehrschüsse verkraften, Handgranaten abwehren und zum Teil auch Gasangriffe überstehen. Bei solch einer Aktion helfen die Sauerstoffflaschen im Kofferraum. Während die Lüftung automatisch still gelegt wird, sperrt Überdruck in der Fahrgastzelle die angreifenden Kampfmittel aus. Behörden wie das Bundeskriminalamt erhalten auf Wunsch eine unsichtbare Schießscharte, aus denen die Personenschützer zur Gegenattacke übergehen können.
Kernprodukt der Sonderschutz-Fahrzeuge ist die aktuelle S-Klasse. Von außen sieht man den Fahrzeugen ihre besonderen Sicherheits-Qualitäten nicht an. Darauf ist man besonders stolz. Die vielen Extras fließen bereits beim Fertigen des Fahrzeugs in die Produktion ein und lassen sich auf den ersten Blick nicht entdecken. Doch bereits beim Öffnen der Tür merkt man den Unterschied: Die 150 Kilogramm statt sonst 35 Kilogramm schwere Tür lässt sich nicht mit dem kleinen Finger öffnen und die Fenster aus Panzerglas plus der Polycarbonat-Schicht gestatten zwar einen Blick nach draußen, doch bei schrägem Blickwinkel erscheint die Außenwelt leicht verzerrt. Insgesamt fährt ein Guard-Modell der S-Klasse "das Gewicht einer E-Klasse" zusätzlich spazieren.
Dieses Sicherheits-Päckchen verteilt sich über das gesamte Auto: Die Schutzelemente für Türen, Rückwand, Seitenteile, Fahrzeughimmel oder Stirnwand werden in die Rohkarosse integriert. Dabei erhält die komplette Fahrgastzelle eine Art Rüstung. Selbst Dachholme, Türschlösser, Türspalten sowie die Außenspiegelbefestigungen bleiben davon nicht verschont. Potenzielle Schwachstellen sind besonders gesichert. Beispiel: Geschosse aus Pistolen und Gewehren treffen bei den Karosseriespalten, den Türen oder den Übergängen von Metall zu Glas auf ein ausgeklügeltes, überlappendes System, um sie am Eindringen zu hindern. Bei einer Versuchsreihe zu Demonstrationszwecken im werkseigenen Schießstand zeigten sich die anwesenden russischen Journalisten besonders interessiert.
Die S-Klasse in der Guard-Ausführung wurde vom Beschussamt Ulm zertifiziert, nachdem 250 Schuss auf einen Prototypen abgegeben worden waren. Handgranaten aufs Dach und unter den Fahrzeugboden platziert konnten den Dummys im Innenraum keinen körperlichen Schaden zufügen. Und der eingejagte Schrecken wird bei solchen Puppen ja bekanntlich nicht gemessen.
Angetrieben wird der S 600 Guard von einem Zwölfzylinder-Biturbo-Triebwerk mit 5 513 ccm Hubraum aus der Serienproduktion mit 380 kW/517 PS. Das Drehmoment von 830 Nm steht bei 1 900 Umdrehungen in der Minute zur Verfügung. Auf den abgesteckten Strecken auf dem Militärflugplatz in Malmsheim bewegte sich damit das schwere Gerät agil und locker. Sicherlich schiebt und drückt das Gewicht. Aber die Kurven sind leicht zu nehmen und die Verzögerungswerte liegen dank Doppelbremsscheiben nach Angaben der Stuttgarter Ingenieure nahe denen der normalen S-Klasse. Auch die Sprinter-Qualitäten der Karosse blieben erhalten, nur die Geschwindigkeit wurde auf 210 km/h begrenzt. Sicherlich noch schnell genug, um die Flucht zu ergreifen. Die Spezialreifen von Michelin machen das übrigens mit. Der innenlaufende Hartgummi-Stützring sichert ein Fortkommen mit bis zu 80 km/h auch nach einem gezielten Angriff auf die Pneus. In Bewegung bleiben ist alles, wenn es ums Überleben geht, wissen die Guard-Spezialisten aus jahrzehntelanger Erfahrung.
Knapp 400 000 Euro müsste man für eine so aufgerüstete S-Klasse hinlegen. Die Nachfrage wächst. Alle zwei Tage verlässt ein Guard die Manufaktur in Sindelfingen. Ein besonders großer Bedarf an Automobilen in Sonderschutzausführung besteht derzeit in Lateinamerika, wo sich vor allem die gepanzerten E-Klasse-Limousinen aus mexikanischer Produktion großer Beliebtheit erfreuen. Aber auch Südafrika und Südeuropa sowie der Nahe und der Mittlere Osten und Asien melden immer häufiger Bedarf an. In Mitteleuropa und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion sind vor allem Guard-Modelle der S-Klasse, aber auch der G-Klasse, in der Höchstschutz-Stufe gefragt. Aber ein wenig sucht sich Mercedes die Kunden schon aus. Hat ein Käufer ganz offensichtlich einen schlechten Ruf, muss er sich einen anderen Schutz als den mit dem Stern aus Stuttgart suchen. Helmut Weinand/mid Bildquelle:Weinand
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