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Motorradtest Honda Crossrunner - Zweirädriger SUV

21 Mai, 2011

Motorradtest mit den technischen Daten: Ausgefallene Optik wird mit dem neuen Motorrad Honda Crossrunner transportiert, das die Grenzen aller bekannten Genre einreißt.

Honda bringt mit dem Motorrad Crossrunner ein neues Mittelklasse-Konzept, das die Dynamik eines 75 kW/102 PS starken V4-Triebwerks mit dem robustem Auftritt einer Reiseenduro verknüpft. Das auffällig gestaltete Bike kommt ab Mai für 10 790 Euro auf den Markt. Ganz bewusst haben ihm die Entwickler ein extrem progressives Aussehen mit auf den Weg gegeben, das es außerhalb der bekannten Typisierung sich bewegt: Der dominante, breite Vorbau mit dem angedeuteten "Schnabel" und die luftigen Radaufhängungen suggerieren eine Reiseenduro, der Leichtmetall-Brückenrahmen und die Einarmschwinge sehen dagegen nach einem sportlichen Straßenmodell aus.

Neben der außergewöhnlichen Optik kommt dem Motor eine besondere Bedeutung zu: Das Herzstück aus der VFR ist ein flüssigkeitsgekühltes V4-Triebwerk mit 90 Grad Zylinderwinkel und 782 ccm Hubraum, das mit einer variablen Ventilsteuerung ausgerüstet ist. Dabei atmet der Einspritzer im unteren und mittleren Drehzahlbereich nur über zwei Ventile ein und aus, bevor bei zirka 7 000 Touren die beiden anderen Ventile hydropneumatisch zugeschaltet werden und für eine gute Zylinderfüllung bei hohen Drehzahlen sorgen. Gegenüber der VFR bieten überarbeitete Ansaugwege, eine neue Auspuffanlage sowie eine geändertes Mapping für Ventilsteuerung und Einspritzung eine durchzugsfreudigere Auslegung mit 74 Nm Drehmoment bei 75
kW/102 PS maximaler Leistung.

Macht die Honda im Stand noch einen bulligen Eindruck, scheint sie beim Platznehmen zu schrumpfen. Durch eine gute Sitzkontur kommen auch Durchschnittseuropäer prima mit beiden Beinen auf den Boden und genießen dank des breiten Lenkers eine entspannte und aufrechte Oberkörperhaltung wie auf einer Reiseenduro oder einem Naked Bike. Das Ambiente setzt sich nach unten hin aber nicht fort: Durch die Lage der Fußrasten ergeben sich wie bei der VFR recht enge Kniewinkel, die für lange Reisen zu sportiv ausfallen dürften. Zusammen mit dem guten Knieschluss bewirken sie jedoch eine wesentlich innigere Verbindung zum Motorrad als auf einem eher passiv ausgelegten Reiseenduro-Arrangement. Dadurch und durch eine gelungene Gewichtsverteilung fühlt man sich auf Anhieb wohl, die Crossrunner macht das Motorradfahrer-Leben einfach und narrensicher - egal, ob langsames Wenden auf engen Straßen, Fahren durch Serpentinen oder schnelles Fegen durch Wechselkurven angesagt ist, diese Honda macht es jedem Fahrer leicht. Die sehr sensibel ansprechenden Federelemente mit mittellangen Federwegen sind ausreichend gedämpft, um auch bei flottem Kurvenspeed keine Unruhe aufkommen zu lassen. Andererseits erlauben sie einen ausgezeichneten Fahrkomfort auch auf üblen Fahrbahnbelägen.
Den Fahrgenuss komplettiert der Antrieb: Geschmeidig setzt der V4 Gasbefehle um und bietet schon frühzeitig verwertbaren Vortrieb. Und wenn die variable Ventilsteuerung unter deutlicher Geräuschzunahme des markanten Motorsounds alle vier Ventile öffnet, prescht die Crossrunner mit Verve voran und macht Überholvorgänge zum Kinderspiel. Im gewundenen Hinterland dürften deutlich potentere Supersportler die einprägsame Front mit dem Zentralscheinwerfer jedenfalls kaum aus den Rückspiegeln bekommen.

Serienmäßig verzögert die 800er mit einem ABS mit zwei 296-Millimeter-Bremsscheiben und Dreikolben-Schwimmsattel vorn sowie einer Scheibe hinten. Mit ordentlichem Druckpunkt und recht spät regelndem ABS bremst die Crossrunner sicher und zuverlässig, ein Aufstellmoment der Pirelli Scorpion Trail-Reifen beim Bremsen in Schräglage war nicht festzustellen. Diese sehen übrigens wie das ganze Gefährt nur nach Gelände aus, im Grunde ihres schwarzen Herzens sind die Pneus Straßenreifen mit unterschiedlich harten Laufflächenmischungen für eine engagierte Fahrweise.

Dass man hinter der neuartigen Verkleidung einen guten Schutz vor dem Fahrtwind bekommt, ist ein weiterer Pluspunkt. Kritik ernten dagegen Rotstift-Attacken wie eine fehlende hydraulische Federvorspannung am hinteren Federbein, für ein auf Zweierbetrieb ausgelegtes Motorrad heutzutage eigentlich selbstverständlich - die VFR hat dieses praktische Feature. Auch die bisweilen recht groben Spaltmaße der schwarzen Lenkerverkleidung sind unschön, zumal sie voll im Blick liegen. Gut im Sichtfeld liegt auch das stark angehobene futuristische Cockpit, bei dem sich der LCD-Drehzahlmesser nur schlecht ablesen lässt.

Unterm Strich hat Honda mit dem Crossrunner das erfolgreiche SUV-Konzept aus dem PKW-Bereich adaptiert. Und auch wenn dieses Motorrad etwas mehr Geländetauglichkeit als ein reines Straßenbike mitbringt - der unkomplizierte und dennoch engagierte Fahrspaß auf Asphalt ist der größte Trumpf, den die 10 750 Euro teure Crossrunner ab Mai zu bieten hat. Thilo Kozik/mid

Technische Daten:
Straßenmotorrad mit flüssigkeitsgekühltem Vierzylinder-V-Motor, vier Ventile je Zylinder, VTEC-Ventilsteuerung, Hubraum 782 ccm, Bohrung x Hub 72 x 48 mm, max. Leistung 75 kW/102 PS bei 10 000 U/min, max. Drehmoment 74 Nm bei 9 250 U/min, elektronische Kraftstoffeinspritzung, geregelter Katalysator, Sechsganggetriebe, Kettenantrieb, Aluminium-Brückenrahmen, Teleskopgabel vorn, Einarmschwinge mit angelenktem Federbein hinten, zwei Scheibenbremsen vorn, eine hinten, Combined-ABS, Reifen vorn 120/70 R17, hinten 180/55 R17, Sitzhöhe 816 mm, Tankinhalt 21,5 l, Gewicht vollgetankt 240 kg, zul. Gesamtgewicht 433 kg, Höchstgeschwindigkeit 200 km/h, Preis 10 790 Euro plus NK. mid/rkm

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