Elektromobilität - Kommentar: Ein Fall für Experten
17 Mai, 2011
Gestern übergab die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) ihren Bericht an Bundeskanzlerin Angela Merkel, und morgen soll das Bundeskabinett erstmals über Förderpläne beraten.
Da bringen sich jetzt schon die „Truppen“ in Stellung, um die reine Lehre zu verteidigen: Kein Geld der Steuerzahler in die Kassen der Automobilindustrie für die Entwicklung von Elektroautos, lautet die Forderung. Eigentlich wäre das ein Fall für eine saubere Abwägung von Argumenten. Aber es steht zu vermuten, dass die Experten wieder mal das Nachsehen und andere die Zuhörer haben werden.
Der Tiefgang der Diskussion der kommenden Tage wurde schon am Sonntag erkennbar, als eine große Sonntagszeitung das Thema Elektromobilität auf das Elektroauto verengte und auch gleich noch den Eindruck erweckte, als seien mit dem Begriff nur die Autos beschrieben, die ihren Strom aus Batterien an Bord beziehen. Das Auto mit Brennstoffzellen als Energiewandlern wurde als ein Fahrzeug der nächsten Generation dargestellt. Dabei ist das eine so falsch wie das andere; denn beides sind Elektroautos. Der Begriff lässt sich allerdings nicht auf die batterieelektrischen Brötchenholgeräte aus Japan reduzieren.
Definiert man den Begriff „Elektroauto“, dann sind alle Fahrzeuge Elektroautos, deren Antrieb über Elektromotoren erfolgt und nicht direkt über einen Verbrennungsmotor. Mit dieser Definition geht auch das Fahrzeug mit Rangeextender als ein Elektroautos durch, weil es vier Fünftel seiner Zeit elektrisch betrieben wird und sein Strom generierender Verbrennungsmotor nicht mit dem Antrieb verbunden ist. Alle Antriebstechnologien brauchen Batterien als Zwischenspeicher, auch das Auto mit Brennstoffzelle.
Genauso falsch wie die Verengung des Begriffs Elektroauto ist die Fokussierung der Diskussion auf das Elektroauto. Die Nationale Plattform befasst sich eben nicht nur mit dem Elektroauto, sondern umfassend mit der Elektromobilität. Dazu zählen die Fragen nach der Herkunft des Stroms, dessen Speicherung in einem volkswirtschaftlich relevanten Volumen, die Leitungsnetze, die Produktion der Autos, deren Betrieb, deren Versorgung mit Energie, deren Entsorgung oder Recyling und – nicht zu vergessen – neue Fahrzeugkonzepte ebenso wie neue Formen der Mobiltät in unseren Städten.
So umfassend müssen wir gerade im Zeichen der angepeilten Energiewende die Elektromobilität betrachten. Die Aufgabe betrifft also bei weitem nicht nur die Automobilindustrie, sondern alle Bürger. Mobilität für alle, die es wollen in einer Gesellschaft, die sich das ökonomisch und ökologisch leisten kann: Das ist das Ziel. Das ist sogar eine politische Aufgabe, weil sie alle Bürger angeht.
Die Nationale Plattform Elektromobiltät trägt ihren monströsen Namen aus diesem Grund. Die Elektromobilität ist als Teil der Energiewende eine nationale Aufgabe. Deswegen sieht die Plattform ihre Aufgabe übergreifend. Das war schon beim Zwischenbericht deutlich geworden. Ihr Programm soll – wie man hört – insgesamt vier Milliarden Euro kosten. Die beteiligte Industrie – gemeint ist also keineswegs nur die Automobilindustrie – will den größten Teil der Kosten tragen. Für den Rest hatte die Bunderegierung bereits mit Gründung der Plattform 500 Millionen Euro zugesagt.
Das wird nicht reichen. Und genau das bringt die Vertreter der reinen Lehre auf den Plan, die keine Steuergelder für die Elektromobilität in die Hand zu nehmen. Das sei Sache der Automobilindustrie. Doch weder die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern noch die Reduktion von Emissionen sind kostenlos zu haben. Natürlich kann man es dem letzten in der Kette allein überlassen, die Kosten zu tragen. Der Autofahrer ist das ja gewohnt.
Und noch ein Aspekt: Auch diese Diskussion wird sicher wieder davon ausgehen, dass Deutschland immer noch eine Insel ist. Aber fast jeder unserer Absatzmärkten verhält sich nationalistisch, allerdings genau in der anderen Richtung als jetzt für uns gefordert: Sie zahlen alle möglichen Zuschüsse – an Unternehmen für die Entwicklung oder an die Käufer in Form von Schecks beim Kauf oder als Steuererleichterungen. Die Franzosen sind da mal wieder besonders aktiv. Die Niederländer, die Briten, die Amerikaner, die Chinesen und viele andere geben viel Geld dafür aus, die Elektromobilität voranzubringen.
Zum Start der Nationalen Plattform Elektromobilität hatte die Bundesregierung das Ziel verkündet, 2020 sollten in der Bundesrepublik eine Million Elektroautos auf unseren Straßen rollen. 2010 waren nicht einmal 1000 rein batterieelektrisch betriebene Elektroautos in Deutschland zugelassen. Setzt man die richtige, erweiterte Definition des Elektroautos voraus, müsten in den verbliebenen nicht einmal neun Jahren 1000 Mal mehr davon zugelassen sein als heute.
Selbst, wenn das erreicht werden könnte, führen dann zwei von hundert Personenwagen elektrisch. Das ist nicht mehr als ein Anfang, aber ein erster, wichtiger Schritt weg von der Abhängigkeit von nicht-deutschen Energiequellen und hin vielleicht auch hin zu einer größeren Akzeptanz der Elektromobilität als einer Form der zukünftigen Mobilität. auto-medienportal/Sm
Der Tiefgang der Diskussion der kommenden Tage wurde schon am Sonntag erkennbar, als eine große Sonntagszeitung das Thema Elektromobilität auf das Elektroauto verengte und auch gleich noch den Eindruck erweckte, als seien mit dem Begriff nur die Autos beschrieben, die ihren Strom aus Batterien an Bord beziehen. Das Auto mit Brennstoffzellen als Energiewandlern wurde als ein Fahrzeug der nächsten Generation dargestellt. Dabei ist das eine so falsch wie das andere; denn beides sind Elektroautos. Der Begriff lässt sich allerdings nicht auf die batterieelektrischen Brötchenholgeräte aus Japan reduzieren.
Definiert man den Begriff „Elektroauto“, dann sind alle Fahrzeuge Elektroautos, deren Antrieb über Elektromotoren erfolgt und nicht direkt über einen Verbrennungsmotor. Mit dieser Definition geht auch das Fahrzeug mit Rangeextender als ein Elektroautos durch, weil es vier Fünftel seiner Zeit elektrisch betrieben wird und sein Strom generierender Verbrennungsmotor nicht mit dem Antrieb verbunden ist. Alle Antriebstechnologien brauchen Batterien als Zwischenspeicher, auch das Auto mit Brennstoffzelle.
Genauso falsch wie die Verengung des Begriffs Elektroauto ist die Fokussierung der Diskussion auf das Elektroauto. Die Nationale Plattform befasst sich eben nicht nur mit dem Elektroauto, sondern umfassend mit der Elektromobilität. Dazu zählen die Fragen nach der Herkunft des Stroms, dessen Speicherung in einem volkswirtschaftlich relevanten Volumen, die Leitungsnetze, die Produktion der Autos, deren Betrieb, deren Versorgung mit Energie, deren Entsorgung oder Recyling und – nicht zu vergessen – neue Fahrzeugkonzepte ebenso wie neue Formen der Mobiltät in unseren Städten.
So umfassend müssen wir gerade im Zeichen der angepeilten Energiewende die Elektromobilität betrachten. Die Aufgabe betrifft also bei weitem nicht nur die Automobilindustrie, sondern alle Bürger. Mobilität für alle, die es wollen in einer Gesellschaft, die sich das ökonomisch und ökologisch leisten kann: Das ist das Ziel. Das ist sogar eine politische Aufgabe, weil sie alle Bürger angeht.
Die Nationale Plattform Elektromobiltät trägt ihren monströsen Namen aus diesem Grund. Die Elektromobilität ist als Teil der Energiewende eine nationale Aufgabe. Deswegen sieht die Plattform ihre Aufgabe übergreifend. Das war schon beim Zwischenbericht deutlich geworden. Ihr Programm soll – wie man hört – insgesamt vier Milliarden Euro kosten. Die beteiligte Industrie – gemeint ist also keineswegs nur die Automobilindustrie – will den größten Teil der Kosten tragen. Für den Rest hatte die Bunderegierung bereits mit Gründung der Plattform 500 Millionen Euro zugesagt.
Das wird nicht reichen. Und genau das bringt die Vertreter der reinen Lehre auf den Plan, die keine Steuergelder für die Elektromobilität in die Hand zu nehmen. Das sei Sache der Automobilindustrie. Doch weder die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern noch die Reduktion von Emissionen sind kostenlos zu haben. Natürlich kann man es dem letzten in der Kette allein überlassen, die Kosten zu tragen. Der Autofahrer ist das ja gewohnt.
Und noch ein Aspekt: Auch diese Diskussion wird sicher wieder davon ausgehen, dass Deutschland immer noch eine Insel ist. Aber fast jeder unserer Absatzmärkten verhält sich nationalistisch, allerdings genau in der anderen Richtung als jetzt für uns gefordert: Sie zahlen alle möglichen Zuschüsse – an Unternehmen für die Entwicklung oder an die Käufer in Form von Schecks beim Kauf oder als Steuererleichterungen. Die Franzosen sind da mal wieder besonders aktiv. Die Niederländer, die Briten, die Amerikaner, die Chinesen und viele andere geben viel Geld dafür aus, die Elektromobilität voranzubringen.
Zum Start der Nationalen Plattform Elektromobilität hatte die Bundesregierung das Ziel verkündet, 2020 sollten in der Bundesrepublik eine Million Elektroautos auf unseren Straßen rollen. 2010 waren nicht einmal 1000 rein batterieelektrisch betriebene Elektroautos in Deutschland zugelassen. Setzt man die richtige, erweiterte Definition des Elektroautos voraus, müsten in den verbliebenen nicht einmal neun Jahren 1000 Mal mehr davon zugelassen sein als heute.
Selbst, wenn das erreicht werden könnte, führen dann zwei von hundert Personenwagen elektrisch. Das ist nicht mehr als ein Anfang, aber ein erster, wichtiger Schritt weg von der Abhängigkeit von nicht-deutschen Energiequellen und hin vielleicht auch hin zu einer größeren Akzeptanz der Elektromobilität als einer Form der zukünftigen Mobilität. auto-medienportal/Sm
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