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55 Jahre DKW Munga: Mit zwei Takten bis ans Ende der Welt

11 März, 2011

Seit Mitte der 80er Jahre die letzten Armee- und Behörden-Mungas ausgemustert wurden, sind die charakteristischen Zweitakt-Allrader zusehends rar geworden. Bundesweit dürften derzeit weit weniger als 1 000 Exemplare offiziell zugelassen sein - ohne die mit einem "07er-Wechselkennzeichen" betriebenen Autos, die nicht in den Statistiken auftauchen. Entsprechendes Aufsehen

erregt man mit dem DKW Munga, der einst für die Bundeswehr entwickelt wurde und nun seinen 55. Geburtstag feiert. Seinen harten Alltag begann der Munga - die Abkürzung steht für den sperrigen Namen "Mehrzweck-Universal-Geländewagen mit Allradantrieb" - im Januar 1956: Ein bereits im Dezember gefertigtes Kontingent wurde per Bahn an die Lehrtruppe in Andernach geliefert. Parallel fiel am 7. Januar die Entscheidung, den Geländewagen in Ingolstadt zu fertigen, wo sich bereits ein sachte zurückgehender Motorradmarkt bemerkbar machte, und entsprechend Fachpersonal zur Verfügung stand.

Interessanterweise kam es bei der Erprobung zu allerlei Skurrilitäten:
Der spontane Austausch des Triebwerks und der Einbau eines Serienmotors von einem ortsansässigen DKW-Händler machte Eindruck, die simple und reparaturfreundliche Konstruktion überzeugte. Für November 1956 wurde der Serienanlauf zugesichert - und mit gewissen Mühen auch eingehalten. Der kleine Munga begann, sich seinen Weg zu bahnen, seinen Namen bekam er jedoch erst 1962.

Zunächst sorgte der 900 Kubik große Dreizylinder-Zweitaktmotor aus den DKW-Personenwagen für verhaltenen Schub: 30 kW/40 PS mussten genügen, um das je nach Aufbau gut eine Tonne schwere Auto durchs Gelände zu scheuchen. Ein heute noch beeindruckendes Getriebe mit acht Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen sowie der permanente Allradantrieb erlaubten eine Steigfähigkeit von bis zu 70 Prozent, während die Wattiefe bei sehr ordentlichen 50 Zentimetern lag.

Bereits drei Jahre nach dem Debüt kam ein größerer Zweitakter mit 980 Kubik und 32 kW/44 PS zum Einsatz, der je nach Karosserievariante eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 98 km/h erlaubte. Beeindruckender und für den Geländeeinsatz sinniger war hingegen die geringstmögliche Dauergeschwindigkeit, die bei eingelegter Getriebereduzierung lediglich 3 km/h betrug.

Gleich im ersten vollen Einsatzjahr 1957 ging der zu diesem Zeitpunkt noch DKW F91/4 - was für "DKW F91 mit Vierradantrieb" stand - in den zivilen Verkauf, auch wenn der Anteil kaum die Marke von zehn Prozent überstieg. Darüber hinaus wurde das im Bundeswehrauftrag entwickelte Fahrzeug auch international vertrieben: Mehr als 2 000 Fahrzeuge gingen allein an die Armee der Niederlande, zudem fanden auch britische und französische Truppen Gefallen an dem Geländeauto mit dem klassischen Zweitaktersound. In den drei Berliner Westsektoren gehörte der Munga denn auch bis weit in die 1970er Jahre zum alltäglichen Straßenbild.

Schon Mitte der 60er sonderten die Behörden erste Fahrzeuge aus, was den Munga in der Land- und Forstwirtschaft populär machte. Und auch mancher Jagdfreund begeisterte sich nun für den olivgrünen Offroader, der mit Beginn der 1970er Jahre verstärkt aus den Bundesbeständen ausgesondert wurde. Mitte der 80er war dann Schluss: Mit mindestens 15 Jahren auf dem Buckel endete die Ära des zweitaktenden Behördenautos, auch die Ersatzteildepots wurden nun zumeist in Großpaketen verkauft. Noch bis Dezember 1968 lief der Munga vom Band. Damit überlebte er den letzten zivilen DKW um mehr als drei Jahre.

Heute finden sich nicht wenige der einfach gestrickten Autos in privater Sammlerhand. Für gut 5 000 Euro sind schon sehr ordentliche Exemplare zu finden - ein eher bescheidener Preis angesichts der nur 46 750 gebauten Einheiten. Wer heute einen Munga sein Eigen nennt, der darf sich über recht niedrige Unterhaltskosten und eine vergleichsweise entspannte Ersatzteilsituation freuen. Die simple Konstruktion, die einst den Weg in die Bundeswehr ebnete, tut ein Übriges für den streßfreien Einstieg ins Oldtimerhobby. Zudem kann man mit Fug und Recht behaupten, den Urahn heutiger Audi quattro zu bewegen: die vier Audi-Ringe symbolisieren die Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer, die 1932 in der Auto Union zusammengefasst wurden. Dem Munga jedoch ist das wohl einerlei: längst im zivilen Leben angekommen, bietet er heute ein unvergleichliches Frischluftfeeling - und einen grandiosen Aufmerksamkeitsfaktor. Heiko P.Wacker/mid Foto: Audi

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