Fahrbericht - Sportwagen Porsche 911 Carrera GTS

Die dadurch entstandenen ausladenden Formen sind kein Augenschmaus, sie sorgen aber für eine verbesserte Straßenlage. Der hecklastige GTS lädt als Coupé ab 104 935 Euro zum automobilen Hüftschwung ein, das Cabrio kostet 115 050 Euro.

911 ist nicht gleich 911. Wer sich heute einen der Sportwagenklassiker ordern möchte, findet eine Auswahl wie in einem Kaufladen. Das Angebot reicht vom Basis-Coupé und Cabrio über Versionen wie S und 4S, Targa, Turbo, GT3, GT2 bis hin zum brandneuen GTS, der ab Anfang kommenden Jahres ausgeliefert wird und dann die Nische zwischen Carrera S und GT3 besetzt.
Bleibt die Frage, wer solche Vielfalt braucht, beziehungsweise wer bei dieser Angebotsfülle den Durchblick behält.

Für die optische Eigenständigkeit im 911-Geschwisterclan sind eine neue Frontschürze mit schwarz lackierter Bugspoilerlippe, schwarze Seitenschweller, schwarz lackierte Felgen mit Zentralverschluss und teilweise schwarz verkleidete Endrohre zuständig. Im Innenraum lädt samtweiches Alcantara-Leder an Sitzen, Lenkrad und Schaltknauf zum Wohlfühlen ein. Dank der serienmäßig ausgebauten Rücksitze wird nicht nur Gewicht gespart, sondern noch mehr Ablagefläche geschaffen. Wer auf die beiden zusätzlichen Plätze nicht verzichten möchte, muss bei der Bestellung lediglich einen Haken setzen. Extrakosten fallen nicht an.

Der Kurventanz mit dem neuen GTS ist von bezaubernder Einfachheit. Die breite Spur und die genial direkte Lenkung vermitteln den Eindruck, als ob der Porsche die sich schlängelnde Teststrecke bereits kennt. Ein Einschlag genügt und der Sportler zieht sich wie auf Befehl in die Kurve und wieder heraus. Der 3,8-Liter-Benziner nach traditioneller Boxerbauweise ist aus dem Carrera S bekannt. Mit einer um 23 PS auf glatte 300 kW/408 PS gekletterten Leistung und einem Drehmoment-Gipfel von 420 Nm ist der Sechszylinder-Benzindirekteinspritzer nun jedoch noch etwas kräftiger und verfügt über einen stärkeren Willen zur Beschleunigung als die Basis. Vor allem im hohen Drehzahlbereich, ab 4 000 bis 5 000 Umdrehungen, läuft das Aggregat zur Topform auf. Das gilt auch für den Sound, der mit steigendem Drehzahlzeiger immer stärker anschwillt. Doch bis zum Brüllen bringt man den Boxer selbst im "Sport Plus"-Modus nicht. Etwas mehr Biss könnten auch die Bremsen vertragen, um dem flotten Hecktriebler mit gleicher Gewalt Einhalt zu gebieten wie er zuvor nach vorne geprescht ist. Doch der GTS kann es nicht nur sportlich. Wer nicht gerade die Federung per Knopfdruck verhärtet hat, fährt sowohl in den serienmäßigen Sportsitzen als auch in den aufpreispflichtigen Schalensitzen recht kommod, auch bei einer Körpergröße von über 1,90 Metern muss man die Beine nicht in die Hand nehmen. Das Fahrwerk ist hervorragend abgestimmt und liefert die nötige Rückmeldung, ohne Unebenheiten mit Stößen in den Rücken zu quittieren.

Alles in allem schließt der GTS eine Lücke, von der bislang noch keiner gewusst hat, dass sie existiert. Doch derartige Spielereien und Neuheiten-Kreationen erhalten den 911er jung und überbrücken die Zeit bis zur nächsten Generation der Sportwagenlegende, die bereits sehnsüchtig für das kommende Jahr erwartet wird. Sabine Stahl/mid Bild:Porsche

Bewertung:
Plus: Platz für Großgewachsene, präzise Lenkung
Minus: Bremsen mit fehlendem Biss, ausladendes Heck

Technische Autodaten Porsche 911 Carrera GTS Coupé:
Zweisitziges Coupé, Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,44 Meter/1,85 Meter/1,30 Meter/2,35 Meter, Kofferraumvolumen: vorne 105 Liter, hinten 205 Liter;
3,8-Liter-Sechszylinder-Boxermotor, 300 kW/408 PS, Heckantrieb, Sechsganggetriebe (optional Doppelkupplungsgetriebe), max. Drehmoment: 420 Nm bei 4 200 - 5 600 U/min, 0-100 km/h: in 4,6 Sek. (4,4 Sek.),
Höchstgeschwindigkeit: 306 km/h (304 km/h), Verbrauch: 10,6 l/100 km (10,2 l/100 km), CO2-Emission: 250 g/km (240 g/km), Euro 5, Preis: 104 935 Euro. mid/sta

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