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Fahrbericht Chevrolet Captiva: Böser Bube ganz sanft

03 Februar, 2011

Selbstbewusst bezeichnet Chevrolet sich selbst als Erfinder des SUV, schließlich haben sie bereits 1935 den Suburban Carryall auf den Markt gebracht. Das könnte der Grund dafür sein, dass der jetzt modellgepflegte Captiva mit neuem Gesicht und effizienteren Motoren genauso selbstbewusst und in traditionell amerikanischer Manier einen auf Wuchtbrumme macht.

Das 4,67 Meter lange SUV tritt ab März mit seinem gewachsenen großmäuligen Kühlergrill und der steil stehenden Front recht forsch auf. Der markante Unterbodenschutz und die mit schwarzem Kunststoff verkleideten, weit ausgestellten Radhäuser unterstreichen diesen Eindruck.
Für sportliches Aussehen sorgen die Sicken auf der Motorhaube und die ansteigende Schulterlinie. Die Preise starten bei 25 690 Euro.

Werden die schwerfälligen Türen geöffnet, entdeckt der Fahrer zunächst wenig Neues. Der Innenraum wurde lediglich im Detail überarbeitet, wodurch er jedoch hochwertiger wirkt als sein Vorgänger. Matte Kunststoffe wechseln sich mit hochglänzenden Oberflächen ab. Die griffgünstigen Bedienelemente sind neu geordnet, so dass der Fahrer jetzt beispielsweise die elektrischen Außenspiegel einfacher einstellen kann. Mittig hinter dem Schalthebel des hakellosen Sechsganggetriebes oder wahlweise der früh wechselnden Fünfstufen-Automatik befindet sich nun eine elektronische Parkbremse, die zum Aktivieren lediglich angetippt werden muss.

Die hohen Sitze lassen sich weiterhin ohne Komplikationen erklimmen. Vorn hat der Fahrer eine gute Übersicht auf die vor ihm liegende Straße, breite Säulen am Heck beeinträchtigen den Blick nach hinten jedoch enorm. Zum problemlosen Einparken wird die optionale Rückfahrkamera nötig, die deutlich sichtbar an der Heckklappe angebracht ist und ein gestochen scharfes Bild ins Cockpit liefert. In Sitzreihe zwei passen bequem drei Erwachsene nebeneinander, nur die Kopf- und Beinfreiheit ist ab 1,85 Meter Körpergröße arg beschränkt. Die den Captiva vom Konzernbruder Opel Antara unterscheidenden beiden ausklappbaren optionalen Sitze Nummer sechs und sieben sind nur im Notfall zu gebrauchen. Selbst Kinder fühlen sich eingezwängt, zumal statt dem ansonsten großen Familiengepäck der Kofferraum dann nahezu nichts mehr aufnimmt.

Ein besonderes Augenmerk haben die Entwickler auf die viel gescholtene Motorenpalette gelegt. Nun stehen jeweils zwei neue beziehungsweise grundlegend überarbeitete Otto- und Dieselaggregate mit einer Leistung zwischen 120 kW/163 PS und 190 kW/258 PS zur Auswahl. Sie verfügen über mehr Leistung bei weniger Verbrauch. Top-Benziner ist der 3,0-Liter-Sechszylinder mit 190 kW/258 PS, der für seine Leistungsdaten nur gemächlich auf Touren kommt und selbst beim plötzlichen Tritt auf das Gaspedal sich nur zäh zu Reisegeschwindigkeiten jenseits der 120 km/h vorarbeitet. Wenn es dann auch noch bergauf geht, ist er spür- und trotz verbesserter Innenraumdämmung auch hörbar angestrengt. Der Normverbrauch beträgt 10,1 Liter Super. Ein Blick auf den Bordcomputer verrät allerdings, dass in der Praxis durchschnittlich drei bis vier Liter mehr nötig werden. Eine Alternative für Vielfahrer sind die Dieselaggregate mit 120 kW/163 PS und 135 kW/184 PS, die nach EU-Norm
6,4 Liter Kraftstoff schlucken und dem Fahrer ebenso einiges an Geduld abverlangen.

Naturgemäß sollten SUV zumindest auch ansatzweise geländetauglich sein.
Den Chevrolet Captiva gibt es deshalb auch mit Allradantrieb, auch wenn dieser bei der "Lifestyle"-Kundschaft nicht sonderlich gefragt sein dürfte.
Zentrale Elemente sind zwei Kupplungen - eine elektromagnetische Pilot-Kupplung und eine hydraulische Mehrscheiben-Nasskupplung. Elektronisch gesteuert verteilen sie variabel die Antriebskräfte zwischen Vorder- und Hinterachse. Sowohl abseits als auch auf befestigten Straßen gibt sich das Kompakt-SUV gutmütig. Schnell gefahrene Kurven führen zu keinerlei wahrnehmbaren Wankbewegungen. Wegen der konturlosen Sitze rutschen die Insassen jedoch recht stark. Der Schleuderschutz ESP greift früh ein. Kann trotz einigermaßen direkter Lenkung Unebenheiten im Straßenbelag nicht ausgewichen werden, wird man im Innenraum regelrecht durchgeschüttelt.

Der Chevrolet Captiva macht optisch einen auf "bösen Buben", gibt sich in der Praxis dann jedoch familienfreundlich und sanft. Eine Kombination, die vielen Käufern gefallen dürfte. Mit bis zu sieben Sitzen kombiniert er die Eigenschaften eines Vans mit denen eines SUV. Wer über kleinere Schwächen hinwegsehen kann, ist somit bei dem Ami gut aufgehoben. Benjamin Palm/mid

Bewertung:
Plus: gutes Kurvenverhalten
Minus: zäher Sprint, unkonturierte Sitze

Technische Daten Chevrolet Captiva:
Fünftüriges, fünf- bis siebensitziges Kompakt-SUV,
Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4,67 Meter/1,85 Meter/1,73 Meter/2,70 Meter,
Kofferraumvolumen: 477 - 1 577 Liter (bei dritter Sitzreihe: 97 Liter),
Motoren: 2,4-Liter-Benzinmotor mit 123 kW/167 PS, max. Drehmoment: 230 Nm bei 4 600 U/min, 0-100 km/h: 10,5 Sek., Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h,
Verbrauch: 8,9 l/100 km Super, Preis: ab 25 690 Euro;
3,0-Liter-V6-Benzinmotor mit 190 kW/258 PS, 288 Nm bei 5 800 U/min, 8,6 Sek., 198 km/h, 10,7 l/100 km Super, ab 39 840 Euro;
2,2-Liter-Turbodieselmotor mit 120 kW/163 PS, 350 Nm bei 2 000 U/min, 9,9 Sek., 189 km/h, 6,4 l/100 km, ab 27 390 Euro;
2,2-Liter-Turbodieselmotor mit 135 kW/184 PS, 400 Nm bei 2 000 U/min, 9,4 Sek. (mit Automatik: 9,8 Sek.), 200 km/h (192 km/h), 6,4 l/100 km (7,5 l/100 km), ab 34 090 Euro. mid/bp Bild:Chevrolet

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