Aktuelle Auto News
 



Fahrbericht Porsche 718 Boxster: Fahrmaschine 4.0

22 Juli, 2016

Fahrbericht mit den technischen Daten der Fahrmaschine 4.0 auf der Piste: Der Porsche 718 Boxster schlägt sich

gut und darauf kommt es bei einem solchen Spaßgerät letztlich an. Sportwagenhersteller Porsche wagt beim neuen Boxster den Radikal-Schnitt bei den Motoren: Sechszylinder-Sauger raus, Vierzylinder-Turbo rein. Dazu gibt es einen neuen Namen, einige optische Retuschen und modernes Infotainment für die vierte Generation des Mittelmotor-Roadsters. Und wie schlägt sich die Fahrmaschine 4.0 auf der Piste? Lob kommt aus berufenem Munde.
"Das überragende Handling war schon immer die größte Stärke des Boxster, und das hat Porsche beim Neuen nochmals verbessert. Außerdem schaut er verdammt gut aus, sie haben ihn nochmal besser gemacht." So lautet das Urteil zum neuen Mittelmotor-Sportler aus Zuffenhausen von jemandem, der es wissen muss, Rallye-Legende und Porsche-Markenbotschafter Walther Röhrl. Und auch die nackten Zahlen sprechen für einen weiteren Fortschritt bei der vierten Auflage des 1996 eingeführten Zweisitzers. Doch es gibt auch Nörgler.
Porsche schickt erneut die Varianten Boxster und Boxster S auf die Piste. Jetzt mit dem Zusatz 718, der auf den gleichnamigen Rennwagen aus den 1950er und 60er Jahren zurückgeht - und der war auch mit vier Zylindern unterwegs. Der "kleinere" der beiden bringt es nun auf 220 kW/300 PS aus einem Turbo-befeuerten Vierzylinder-Boxer mit zwei Liter Hubraum. Die S-Version erlöst 252 kW/350 PS aus einem 2,5-Liter-Motor. Die nach oben weit offene Preisliste für die Fahrmaschine 4.0 startet bei 53.646 Euro, die S-Variante startet bei 66.141 Euro.
So mancher Porsche-Purist stört sich trotz des Leistungsgewinns von jeweils 35 PS an den kleineren und zwangsbeatmeten Aggregaten, die nun die frei atmenden Sechszylinder abgelöst haben. Ob zu Recht, ist schwer zu sagen. Es erscheint etwas wie damals bei der Umstellung von Luft- auf Wasserkühlung beim Elfer, bei der sich der Sportwagenbauer mit ähnlichen Reaktionen konfrontiert sah.
Die Turbos jedenfalls haben einige Vorteile. Größtes Plus ist das um 100 Newtonmeter auf 380 Nm gestiegene Drehmoment beim Boxster, der S wuchtet nun 420 Nm (plus 60 Nm) auf die Kurbelwelle. Das Maximum liegt bereits bei knapp unter 2.000/min und bis 4.500/min an. Das bekommt der Fahrer deutlich zu spüren, denn er kann aus viel niedrigeren Drehzahlen heraus kräftig beschleunigen. Kunden, die sich für den Handschalter entscheiden, können dadurch schaltfauler fahren, wenngleich das Hantieren mit dem exzellenten Sechsgang-Getriebe großen Spaß macht. Aber man möchte ja nicht jeden Tag auf Kurvenhatz gehen. An Alltagstauglichkeit hat der Boxster gewonnen.
Damit das Ansprechverhalten möglichst so gut wie bei den Saugern ist, verwendet Porsche eine sogenannte "Vorspannung" des Turboladers bei Teillast. Dadurch bleibt das aktuelle Antriebsmoment konstant, während Luftdurchsatz und Ladedruck steigen. Also quasi wie ein gespannter Bogen, der nur darauf wartet, den Pfeil abzuschießen als die im . Im S-Modell setzt Porsche außerdem einen Turbolader mit variabler Turbinen-Geometrie (VTG) ein, nach dem 911 Turbo als das zweite Serienfahrzeug weltweit.
Die Motoren sollen bis zu einen Liter weniger Benzin verbrauchen als die des Vorgängers: 6,9 Liter bzw. 7,3 Liter je 100 Kilometer sind es laut Norm mit dem PDK und 7,4 bzw. 8,1 Liter beim Schalter. Das funktioniert aber nur, wenn der Boxster nicht sportlich, sondern eher gemächlich bewegt wird - also nicht wirklich artgerecht für eine Fahrmaschine. "Wenn du den Turbomotoren viel Leistung abforderst, sparst du gar nichts", sagt Walther Röhrl.
Ein Punkt lässt sich nicht wegdiskutieren. Der neue Boxster klingt nicht so kernig wie der Sechszylinder-Vorgänger. Löblich, dass die Ingenieure gar nicht erst versucht haben, diesen Klang nachzuahmen, sondern einen neuen und eigenen zu komponieren. Kein Zweifel, der Boxster klingt gut, aber irgendetwas fehlt rein subjektiv zum Gänsehaut-Sound.
Auf der Piste schlägt sich der 718 Boxster gut, und darauf kommt es bei einem solchen Spaßgerät letztlich an. Die Beschleunigung hat sich bei beiden Varianten deutlich verbessert. In 4,7 Sekunden schafft es der Basis-Boxster von null auf 100 km/h; 0,8 Sekunden schneller als der Vorgänger. Der S ist mit 4,2 Sekunden 0,6 Sekunden schneller. Und die Leistungsentfaltung der sauber hochdrehenden Vierzylinder ist angenehm homogen. Maximal sind 275 oder 285 km/h drin.
Und das Fahrwerk? Das ist zehn Prozent steifer als beim Vorgänger und erstmalig auch mit elektronisch geregeltem Dämpfersystem (ab 1.428 Euro) erhältlich. Auf dem Rollfeld eines ehemaligen Militärflughafens muss der Boxster dann Farbe bekennen, und er treibt es in der Tat ziemlich bunt. Der Slalom und ein Ausweichmanöver mit Lastwechsel gelingen kinderleicht, und das bei deutlich höheren Geschwindigkeiten als von den Instruktoren angedacht. Scharf nach links und zweimal Gegenlenken zurück in die Spur bei Tempo 110? Gar kein Problem. Porsche-typisch macht es der Mittelmotor-Sportler dem Fahrer sehr leicht, schnell unterwegs zu sein. Porsches Maßstab in Sachen Performance ist - wie sollte es anders sein - die schnelle Runde auf der Nordschleife. Und da nimmt der Boxster S dem Vorgänger mit 7:42 Minuten ganze 16 Sekunden ab - das sind Welten.
Und was hat sich sonst getan? Optisch fallen die Veränderungen dezent aus, wenngleich laut Porsche bis auf Kofferraumdeckel, Windschutzscheibe und das in zwölf Sekunden öffnende Verdeck die Karosserie komplett neu gestaltet ist. Am auffälligsten sind die vergrößerten Lufteinlässe in der Frontschürze und die Akzentleiste mit integriertem Porsche-Schriftzug am Heck. Im Innenraum halten das Infotainment-System Porsche Communication Management und die durchgängige und sehr hoch platzierte Mittelkonsole Einzug. Die Verarbeitung und Materialwahl sind tadellos bis auf das Standard-Lenkrad. Das liegt zwar gut in der Hand, aber die knarzenden Plastik-Verbindungen des Kranzes mit der Nabe sind so gar nicht Porsche-like.
Das Gesamtpaket des Boxster überzeugt. Er ist noch schneller, fährt Kurven mit noch größerer Leichtigkeit und bietet mindestens so viel Fahrspaß wie der Vorgänger. Und der Sound? "Na und, dann klingt er halt bissl wie ein Käfer", scherzt Walther Röhrl. Aber ernsthaft: Ohne Vorgänger zum Vergleich würde das "nicht so kernige" sicher niemandem auffallen. Thomas Schneider/mid

Technische Daten Porsche 718 Boxster PDK:
Mittelmotor-Roadster, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,38/1,80/1,28/2,48, Leergewicht: 1.335 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1.655 kg, Tankinhalt: 54 l, Kofferraumvolumen: 275 l.
Motor: Vierzylinder-Boxer-Turbobenziner, Hubraum: 1.988 ccm, Leistung: 220 kW/300 PS bei 6.500/min, maximales Drehmoment: 380 Nm bei 1.950 - 4.500/min, 0-100 km/h: 4,7 s, Höchstgeschwindigkeit: 275 km/h, 6-Gang-Schaltgetriebe, Durchschnittsverbrauch: 6,9 l, CO2-Ausstoß: 158 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Preis: ab 56.472 Euro. mid/ts

Mehr zum Thema "Fahrbericht Porsche 718 Boxster":
Porsche Vertragshändler Übersicht
Porsche Jahreswagen von Händler oder Privat
Porsche Neuheiten bis 2018
Autofinanzierung - der günstige Weg zum Wunsch-Porsche
Fahrberichte von A bis Z

zurück zu den News             News Archiv


Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wiedergibt.



Unsere Highlights