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Sportwagen-Ikone Porsche 911 Carrera: Einladung zur Aufladung

16 Februar, 2016

Zwei Turbolader schließen beim Porsche 911 Carrera jetzt die Leistungslücke, die durch einen

Motor mit weniger Hubraum entsteht. 3,0 statt 3,8 Liter: Jetzt hat das überall grassierende Downsizing-Fieber auch den Elfer gepackt. Ausgerechnet, möchte man sagen, wo doch gerade bei der Zuffenhausener Sportwagen-Ikone die Motorenentwicklung stets in die andere Richtung gelaufen ist.
Aber das ist nicht das Einzige, was die Fangemeinde hinnehmen muss. Erst die Wasserkühlung, dann das Automatikgetriebe und jetzt auch noch die Zwangsbeatmung für den Carrera. Denn die Behauptung, dass Hubraum durch nichts zu ersetzen sei - zugegeben, das ist ein Spruch, der einmal für amerikanische Achtzylinder geprägt wurde - widerlegen Porsches Ingenieure eindrucksvoll. Und zwar, indem sie dem Boxer zum Benzin-Luftgemisch über zwei Turbolader zusätzlich Sauerstoff in die Brennräume pressen. Am Ende der Bemühungen steht im Vergleich zum Vorgänger ein Plus von 20 PS bei der Leistung und 50 Nm beim Drehmoment. Entsprechend hält sich der Aufschrei der Porsche-Puristen in Grenzen. Kein Wunder, denn schließlich gilt der 911 Turbo seit 1974 als der Über-Porsche.
Und ein wenig vom späten Glanz fällt jetzt auf das Basismodell. Wobei der Schritt zurück beim Hubraum und nach vorne bei der Entwicklung nicht ganz freiwillig war. Der Wunsch nach mehr Effizienz und natürlich nach weniger Verbrauch war Vater des Gedankens. Dass ein neuer 911er mehr leisten muss als sein Vorgänger, ist ein Porsche-Gesetz. Doch um aus dem Sechszylinder noch mehr PS zu kitzeln, wären entweder höhere Drehzahlen oder mehr Hubraum nötig gewesen. Beides ist aber nur zum Preis eines steigenden Verbrauchs zu bekommen. Das war keine Option für Entwicklungsleiter Thomas Bradl. Mit der Alternative namens Turbolader zu leben, ist für ihn das reine Vergnügen.
Was soll man auch meckern, wenn der sahnige Boxer jetzt noch besser am Gas hängt, mehr Drehzahl verträgt und trotzdem bereits bei 1.000 Umdrehungen genug Drehmoment an die Hinterachse wuchtet, um kraftvoll durchzuziehen. Kaum zu glauben: Bei knapp über 50 km/h geht das Doppelkupplungsgetriebe bereits in den siebten Gang, wenn man den Gasfuß locker lässt, um einfach nur mit dem Verkehr mitzuschwimmen.
Der Erfolg der Entwickler lässt sich am Normverbrauch ablesen. Da stehen 7,4 Liter im Datenheft anstelle der 8,2 Liter beim Vorgänger. Natürlich ein sehr theoretischer Wert, denn ausnahmsweise schließen wir uns mal der Ansicht unseres Tankwarts an, dass der 911er es verdient hat, artgerecht bewegt zu werden. Da lassen wir uns von der Beschleunigung in nur 4,4 Sekunden von 0 bis 100 km/h verführen oder der Höchstgeschwindigkeit von 293 km/h verlocken, auch wenn am Ende des Tests ein Durchschnittsverbrauch von 11,0 Litern steht.
Wer will sich schon um das Vergnügen bringen, das nüchterne Werte nicht wirklich beschreiben können. Im Porsche 911 Carrera bewegt man sich ständig im Sportmodus. Weil er mittlerweile frei von jeder Tücke früherer "Heckschleuder-Modelle" ist, schenkt er dem Fahrer das bedingungslose Vertrauen, das es erlaubt, an seine Grenzen zu gehen, ohne die des Fahrzeugs ernsthaft zu erreichen.
Die 450 Nm Drehmoment sind ein gewaltiges Pfund, mit dem der Wagen permanent wuchern kann. Wer noch einen besonderen Kick braucht, drückt die Boost-Taste und bekommt per erhöhtem Ladedruck für 20 Sekunden eine Extra-Portion Motorkraft. Eine nette Spielerei, die der 911er nicht wirklich nötig hat. Da gönnt man sich lieber den Sportmodus und damit die Illusion, driften zu können, weil ein dadurch reduziertes ESP-Regelverhalten das Heck ein wenig schwänzeln lässt, ehe es doch wieder eingefangen wird.
Der 911 Carrera ist schnell, extrem fahrsicher und bringt riesigen Spaß. Er macht alles ein bisschen besser als sein Vorgänger und trotzdem gibt es - vom Turbolader abgesehen - nichts bahnbrechend Neues.
Allerdings gilt das nur für das Fahrverhalten, denn als Goodie für Vielfahrer hat Porsche der neuen Generation ein Navigations-System spendiert, das bedienerfreundlicher ist, schneller arbeitet und aktuellere Verkehrsinformationen liefert. Das Ganze ist eingebettet in eine Touchscreen-Bedienung der wichtigsten Funktionen. Die Architektur des Interieurs hat sich nicht grundlegend geändert, aber das System verzichtet jetzt auf den einen oder anderen Knopf.
Wobei Verzicht für 911er-Besitzer eher ein Fremdwort ist. Um sich den Carrera leisten zu können, müssen nämlich mindestens 96.605 Euro locker gemacht werden. Wie getestet, mit dem exzellenten Doppelkupplungsgetriebe, ist er schon jenseits der 100.000-Euro-Grenze angesiedelt. Dieter Schwab/mid

Technische Daten Porsche 911 Carrera Typ 991 II:
2+2-sitziges Sportcoupé, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Metern: 4,50/1,81/1,30/2,45, Leergewicht: 1.430 kg, Zuladung: 445 kg, Gepäckraum: 145 (vorn) und 260 l (hinten).
Motor: Sechszylinder-Biturbo-Boxermotor, Hubraum: 2.981 ccm, Leistung: 272 kW/370 PS bei 6.500/min, Drehmoment: 450 Nm bei 1.700 bis 5.000/min, Beschleunigung: 0-100 km/h: 4,6 s, Höchstgeschwindigkeit: 295 km/h; Normverbrauch: 8,3 l/100 km, CO2-Ausstoß: 190 g/km. Preis: 96.605 Euro. mid/schw
Bildunterschrift: mid Groß-Gerau - Sportwagen-Ikone, mehr denn je: Das Turbopärchen nimmt dem Basis-Elfer nichts von seiner Faszination.

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