Automarke Nissan: Reif für die Rinne X-Trail-Bob

Reif für die Rinne: Siebensitzer-Bob von Nissan
mid Groß Gerau - In den olympischen Klassen und bei Weltmeisterschaften donnern Bobs besetzt mit zwei oder vier Sportlern durch die ebenso kurvenreiche wie eisige Rinne ins Tal. Nissan macht jetzt die rasende Fahrt für sieben Athleten möglich. Inspiriert vom siebensitzigen SUV X-Trail haben die Designer im Londoner Styling-Center der Automarke einen 4,20 Meter langen und rund 300 Kilogramm schweren Schlitten auf die Kufen gestellt, der zwar nicht für offizielle Wettbewerbe zugelassen ist, aber den wagemutigen Wintersportlern Fahrspaß mit bis zu 4,5-facher Erdanziehungskraft beschert. Die entsteht, wenn der X-Trail-Bob mit bis zu 105 km/h Geschwindigkeit in die Kreiselkurven des Eiskanals im österreichischen Igls bei Innsbruck prescht.
Ein reines Vergnügen ist die Fahrt unterdessen nicht. Hin und her wird das schlanke Schlittengefährt samt seiner Insassen auf dem Eis geworfen. Die behelmten Köpfe bleiben weisungsgemäß gesenkt, werden von den Fliehkräften ohnehin nach unten gedrückt, zu sehen gibt es nicht viel. Aber zu hören. Wie fernes Donnergrollen rumpeln die messerscharfen Kufen über das Eis. Manch einer empfindet es als Erlösung, wenn das Zielhaus erreicht ist und die Bremse sich knirschend in die Bahn krallt um die rasante Fahrt zu beenden.
"Bobfahren ist Begeisterung und Nervenkitzel pur", sagt Nissan-Designer Darryl Scriven. "Das Design des Bobs bietet uns die Möglichkeit, den Abenteuer-Charakter zu vermitteln, der unsere Crossover-Modelle auszeichnet." Er hat bei der Gestaltung der metallicroten Zigarre Form und Charakter des X-Trail neu interpretiert. Die Nase des Bobs gleicht dem V-förmigen Kühlergrill des SUV, auch die Charakterlinien der Motorhaube des front- oder allradgetriebenen Nissan finden sich wieder.
Anders als beim X-Trail, der mit Benzin- (120 kW/163 PS) oder Diesel-Motor (96 kW/130 PS) im Angebot ist, sorgen beim Bob allein die Spurtstärke der Anschieber und danach die Schwerkraft im Gefälle der Eisbahn für Beschleunigung und Tempo. Eine trainierte Mannschaft sorgt für gute Voraussetzungen, dass der Siebener-Bob in 30 Sekunden von 0 auf 100 km/h kommt. Der X-Trail 1,6 dCi 4x4 (ab 32 200 Euro) schafft diese Übung in elf Sekunden und ist auch mit seiner Spitzengeschwindigkeit von 186 km/h annähernd doppelt so schnell wie der Eisrenner. Geht es jedoch um die Emissionen, muss sich der Allrad-Nissan klar geschlagen geben. Bei einem Normverbrauch von 5,3 Liter Diesel emittiert er 139 g/km an CO2. Diesen Schadstoffausstoß werden wohl selbst sieben schwer atmende Athleten nicht erreichen.
Erfunden wurde der Bob-Sport im 19. Jahrhundert in der Schweiz, wo die Wintersportler in S. Moritz zwei herkömmliche Schlitten miteinander verbunden hatten und sie so leichter lenkbar machten. Dort wurde 1897 auch der erste Bob-Club gegründet. Besetzt mit einer Vierer-Mannschaft wurden die Kufenfahrzeuge bei den olympischen Winterspielen von Chamonix 1924 zugelassen, 1932 folgten die Zweierbobs in Lake Placid. Die einstige Männerdomäne brach 2002 in Salt Lake City, wo sich bei den Spielen zum ersten Mal Frauen als Duo auf die Sekundenjagd in die Eisröhre stürzen durften.
Ganz neu ist die Idee eines Autoherstellers nicht, einen Bob mit Hilfe akribischer Arbeit im Windkanal und fortschrittlicher CAD-Entwicklung auf die Kufen gestellt. Bereits Anfang der achtziger Jahre hatte Opel einen Eisrenner für die deutschen Olympioniken entworfen, der die Konkurrenz bei Testfahrten gleich um mehrere Sekunden deklassierte. Der Einsatz der Opel-Entwicklung scheiterte letztlich an der Lenkung. Die Piloten wollten nicht auf ihre gewohnte Seilzugsteuerung verzichten. Das Gefährt der Rüsselsheimer hatte stattdessen ein richtiges Lenkrad. M.Kirchberger/mid mid/mk
Bildquelle: Nissan, Bildunterschrift: mid Groß Gerau - Zweimal sieben Sitze, zweimal Crossover: Nissan X-Trail-Bob und X-Trail-SUV.

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