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GM-Rettung

15 November, 2010

Rund 18 Milliarden Dollar Steuergelder als Soforthilfe wurden in die von Insolvenz bedrohten amerikanischen Autobauer GM und Chrysler investiert. Der Großteil davon ist den Herstellern bereits im Dezember 2008 von der US-Regierung zugesprochen worden, obwohl

die zu der damaligen Zeit schon unausweichliche Insolvenz formell erst im Sommer 2009 beantragt worden war. Diese Entscheidung zur staatlichen Unterstützung hat sich Ex-US-Präsident George W. Bush nach eigenem Bekunden nicht leicht gemacht. Zudem soll sein Nachfolger Barack Obama bereits viel früher in den Entscheidungsprozess eingebunden worden sein als bisher bekannt. Beides geht aus den jetzt in den USA erscheinenden Bush-Memoiren hervor.

Wenn Staatsmänner sich in Buchform an ihre Zeit im Amt erinnern, räumen sie in der Regel selten Fehler ein, sondern feiern in erster Linie sich selbst und ihre getroffenen Entscheidungen. Bush macht da mit seinen ab sofort in Deutschland für 25,90 Euro vorbestellbaren Memoiren "Decision Points" keine Ausnahme. Ein zentrales Thema darin: Die von ihm initiierte staatliche Rettungsaktion der Automarken GM und Chrysler in den letzten Tagen seiner Amtszeit.

So wird der ehemals mächtigste Mann der Welt in einer Vorab-Besprechung seines Werkes durch die "Detroit News" wie folgt zitiert: "Nur die schwersten Entscheidungen schaffen es bis hinauf zum Präsidenten." Auch die Entscheidung, so viele Steuergelder in die heimische Automobilwirtschaft zu pumpen, habe er "schweren Herzens" getroffen. Erst als ihm seine Berater klar gemacht hätten, dass "der Bankrott der 'Großen Drei' unmittelbar bevor stünde und dies durch den zu befürchtenden 'Domino-Effekt' rund eine Million Arbeitsplätze in den USA kosten könne, habe er sich dazu durchgerungen. Das habe er seinem Amtsnachfolger schon bei ihrem ersten Treffen im Weißen Haus nach der Präsidentschaftswahl im November 2008 mitgeteilt.
Zwar sei er generell kein Freund von Staatshilfen, schreibt Bush in seinem Buch, aber er habe seinem designierten Amtsnachfolger "keinen Scherbenhaufen hinterlassen wollen". Mit den Aufräumarbeiten hat Barack Obama jetzt dennoch alle Hände voll zu tun. Bei dem für den 17. November geplanten Börsengang von GM soll die Aktienmehrheit des "Interim-Staatskonzerns", an dem der amerikanische Steuerzahler derzeit noch mit rund 61 Prozent beteiligt ist, wieder zurück in private Hände fallen.
Laut GM-Finanzchef Chris Liddell könnte die Erstausgabe der Aktien, die für einen Stückpreis von 26 bis 29 Dollar den Besitzer wechseln sollen, auf einen Schlag gut zehn Milliarden Dollar einspielen. Dass GM aber die komplette "Staats-Stütze" von insgesamt 50 Milliarden Dollar (umgerechnet
36,7 Milliarden Euro) zurückzahlen kann oder jemals muss, wird von Finanzexperten derzeit bezweifelt.
Und ob Bushs Rettungsaktion tatsächlich als genialer Schachzug oder am Ende als gigantische Geldverbrennung in die Automobilgeschichte eingehen wird, muss die Zukunft zeigen. "Time will tell", wie die Amerikaner sagen.
Denn noch sind die geretteten Marken, allen voran Chrysler, das es auch unter der neuen Kontrolle des Fiat-Konzerns bisher noch nicht in die Gewinnzone geschafft hat, längst nicht "über den Berg". Markus Henrichs/mid mid/mah

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